Die erste Etappe der Wohnmobiltour entlang des “Grünen Bandes” begleitet die Landesgrenze zwischen Bayern und Thüringen. Sehenswürdigkeiten wie das Wasserschloss in Mitwitz, das ehemalige Schieferabbaugebiet in Lehesten oder das Höllental mit dem Hirschsprung liegen auf dem Weg. Historische Orte sind das ehemals geteilte Dorf Mödlareuth und das Dreiländereck zwischen Bayern, Thüringen und Tschechien.
19. August 2020: Mitwitz
Von der Autobahnausfahrt Ebersdorf der A73 bis nach Mitwitz ist es eigentlich ein Katzensprung. Wenn da nicht die schlecht ausgeschilderte Umleitung wäre! Aber nach einige Schleifen ist es geschafft und IWAN steht auf dem neu eingerichteten Stellplatz Frankenpark in Mitwitz. Unter den noch freien Stellplätzen suchen wir uns einen großen in der Ecke aus mit genügend Raum, sich mit Tisch und Stuhl auszubreiten.
Dann geht es los: die obligatorischen 15.000 Schritte sammeln.!!! Das Wasserschloss ist das erste Ziel auf unserem Spaziergang. Vorbei kommen wir zunächst am Gebrüder-Dötschel-Brunnen. Der 17-jährige Andreas Dötschel begann am 21. April 1624 über einen Zeitraum von 60 Jahren ein Tagebuch zu führen. An dem Brunnen sind 10 aufgeblätterte Tagebuchseiten dargestellt. Sehr interessant, aber auch amüsant.
Am Oberen Schloss vorbei kommt man dann zu dem großen, prächtigen Wasserschloss von Mitwitz.
Vom Ort sind es ca. 6 Kilometer bis zur ehemaligen Grenze. An unserem ersten Tag wollen wir natürlich auch ein Stück des Kolonnenweges gehen. Über einen schönen Waldweg, vorbei am Reginasee kommen wir das erste Mal zum Grünen Band.
Nach der doch etwas länger geratenen Wanderung sind wir froh, in der Sonne bei einem Wein (Heike) und einem Bier (Wolfgang) aus dem Bistro des Wohnmobilstellplatzes zu entspannen.
20. August 2020: Schieferabbau und Höllental
Weiter führt uns die Fahrt ganz nahe der Grenze entlang Richtung Norden. Bei Heinersdorf überqueren wir die ehemalige Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Die Grenzsicherung mit Betonwänden, Gräben, Beobachtungsbunker und Bachsperre für Menschen ist an der Gedenkstätte noch zu besichtigen.
Heinersdorf liegt an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen und befand sich durch die Teilung Deutschlands bis 1989 im besonders gesicherten Bereich der 500-m-Zone, dem sogenannten Schutzstreifen. 1982 wurde im Bereich des Dorfes Heinersdorf der bestehende doppelte Metallgitterzaun durch eine Betonmauer ersetzt….
Heinersdorf erlebte 1952 und 1961 größere Zwangs- aussiedlungen. Im Mai 1952 wurden wie allgemein in den DDR-Grenzorten die Bewohner auf ihre Zuverlässigkeit überprüft. Rund 130 Personen sollten darauf weit entfernt evakuiert werden. Die schnelle Anweisung der Behörden am 5. Juni 1952 frühmorgens, dass bis zum nächsten Tag die Habseligkeiten gepackt sein müssen, löste bei vielen Bewohnern gegen 9.00 Uhr eine überstürzte Flucht aus. Dramatische Szenen spielten sich ab.
Mit Verstärkung riegelte die Volkspolizei die Grenze hermetisch ab. Gegen 15.00 Uhr gelang es noch einmal 40 Personen, in den Westen durchzudringen. Insgesamt gelangten 130 Heinersdorfer nach Welitsch und Friedersdorf. Im August 1952 wurde dann der erste Stacheldrahtzaun gebaut. (Zitat: Grünes Band Thüringen)
Ab Heinersdorf folgen wir auf gewundenen Straßen dem Flüsschen “Tettau“, immer ganz nahe dem ehemaligen Grenzverlauf. Kurz vor der Ortschaft Tettau verlassen wir das Grüne Band und fahren direkt ostwärts nach Lehesten zum “Thüringer Schieferpark“. In dem 1964 eingestellten Schieferbetrieb wurde das Technische Denkmal “Historischer Schieferabbau” eingerichtet. Man erfährt viel über die Abbaumethode und die Verarbeitung des Schiefers. Besonders beeindruckend ist die Göpelschachtanlage zum Heben der Föderwagen aus der Abbaugrube und die Doppelspalthütte, in der Rohschiefer zu dünnen Platten gespalten wurde.
Auf der Thüringer Seite folgen wir durch ausgedehnte Wälder und kleine Seitenstraßen der Grenze. Bei Blankenstein geht es hinunter in das Tal des Flüsschens Selbitz. Dann über die Brücke wieder nach Franken und durch das Höllental wieder hinauf. Beim Weiler Einchenstein suchen wir auf einem schattigen Wanderparkplatz im Wald Schutz vor der heißen Sonne. Trotz Wärme laufen wir noch bis zum Aussichtspunkt “König David” und den steilen Pfad (Trittsicherheit vorausgesetzt!) hinunter zum Hirschsprung. Es ist zwar schön im Fränkischen Höllental, der Namensvetter im Schwarzwald und der dortige Hirschsprung sind aber beeindruckender (findet zumindest ein Baden-Württemberger!).
21. August 2020: Ein heißer Tag im Höllental
Am Vormittag versuchen wir uns an einem Waldspaziergang über dem Höllental. Wir gehen zum Aussichtspunkt “Kanzel” und dann weiter auf einem schönen, grasbewachsenen Waldweg. Aber bald steigen die Temperaturen über 30 Grad. Zu heiß um noch viel weiter zu gehen. So beschließen wir, die Tageshitze auf unserem schattigen Waldparkplatz auszusitzen.
Am späteren Nachmittag geht es dann weiter. Wieder zurück nach Blankenstein. Dort mündet die kleine Selbitz in die Saale. Ab Blankenstein war die Saale Grenzfluss. Auf der Thüringer Seite folgen wir also der Saale erst einmal bis zum “Skywalk Pottiga“, einer Aussichtsplattform mit tollem Rundumblick in das Saale-Tal.
Beim Gasthof Raitschin, im gleichnamige Dorf, ist für den heutigen Tag Schluss mit Fahren! Dort gibt es 5 schöne Wohnmobilstellplätze in einer idylischen Umgebung. Und im Gasthaus gutes Essen und Getränke, die wir im schattigen Biergarten genießen Tipp.
22. August 2020: Dreiländereck und “Klein Berlin”
Nicht weit von Raitschin entfernt liegt das Dreiländereck, an dem die Tschecheslowakei, DDR und BRD zusammentrafen. Diesen geschichtsträchtigen Ort besuchen wir bei strömendem Regen. Heute ist von “Grenze” nicht mehr viel zu spüren: nur die Grenzsteine stehen noch, aber keine Grenzposten und Absperrungen.
An der thüringischen und bayrischen Grenze gibt es den besonderen Ort Mödlareuth, der in beiden Bundesländern liegt. Die Deutsch-Deutsche Teilung hat diesen Ort natürlich besonders getroffen. 41 Jahre lang verlief die innerdeutsche Grenze mitten durch das Dorf entlang des Tannbachs. Das getrennte Dorf nannten die Amerikaner “Little Berlin“.
Ab 1952 begann die DDR damit, die innerdeutsche Grenze einseitig von Osten her mit Sperranlagen zu versehen, um die Flucht ihrer Bürger in die Bundesrepublik zu verhindern. Mödlareuth lag fortan im sogenannten Schutzstreifen der DDR-Grenze und durfte von Bundesbürgern bis 1989 gar nicht und durch DDR-Bürger von außerhalb des Sperrgebietes nur noch mit besonderer Genehmigung betreten werden. Aus Sicht des SED-Regimes „unzuverlässige“ Bewohner grenznaher Gebiete wurden zwangsumgesiedelt (sog. „Aktion Ungeziefer“), so auch einige Bewohner von Mödlareuth. Die direkt an der Grenze stehende Obere Mühle wurde abgerissen, nachdem ihren Bewohnern kurz zuvor noch die Flucht in das nur einen Schritt entfernte Bayern gelungen war.(Zitat: Wikipedia)
Im Deutsch Deutschen Museum in Mödlareuth sind Teile der ehemaligen Grenzanlagen zusammengetragen und in einer räumlich komprimierten Aufstellung zu besichtigen.
Ein Stück entfernt vom Außenbereich des Museums, schräg gegenüber des Parkplatzes, ist der ehemalige Standort der Oberen Mühle zu besichtigen. Mehrere Schautafeln schildern das Schicksal der Bewohner und des Gebäudes.