Marburg an der Lahn, im Kellerlabyrinth und WineStreetArt Festival

Die letzten Tage der Tour durch Deutschland boten noch einige schöne Erlebnisse. Die Studentenstadt Marburg an der idylischen Lahn mit der tollen Altstadt, Kraniche im Naturschutzgebiet Kühkopf, das Kellerlabyrinth in Oppenheim, ein Streetart Festival in der Pfalz und das Vogelparadies in der Wagenbach Niederung.

28. Juni 2023: Marburg an der Lahn

Vom Diemelsee fahren wir 100km weiter in den Süden nach Marburg. In der alt ehrwürdigen Universitätsstadt an der Lahn stellen wir Iwan auf dem offiziellen Stellplatz ab. Der  zweckmäßige Platz ist nicht weit von der Lahn und Innenstadt entfernt. Gleich nach der Ankunft geht es an der Lahn entlang bis zum Ufercafé Gischler Tipp. Eigentlich sollte man ja noch etwas essen vor einer Wanderung von ein paar Stunden. Und nett sieht es hier am Wasser auch aus! So setzten wir uns noch an den Sandstrand direkt am Fluss und holen in dem Selbstbedienungs-Café Waffeln und Kaffee.

Derart gestärkt gehen wir dann über die Weidenhäuser Brücke auf die andere Lahnseite. Über enge, mittelalterliche Gassen hinauf  zum Marktplatz. Dort finden wir den Einstieg in den Wanderweg Marburger Ausblicke. Der Weg führt durch Marburg hindurch und über Treppen und steile Pfade hinauf zum Aussichtspunkt Kirchspitze. Über das Behring Mausoleum und das Marienhäuschen kommen wir zu dem alten Steinbruch, an dem die Steine für die Elisabethenkirche geschlagen wurden. Über den Annablick geht es wieder hinunter nach Marburg. Reichlich verschwitzt kommen wir in de Stadt an. Jetzt sollte es eigentlich wieder nach oben auf den Schlossberg gehen – dazu haben wir keine Lust mehr. Aber es soll stündlich ein Elektrobus dorthin fahren. Da noch etwas Zeit ist, schlendern wir durch die Gassen Richtung Marktplatz. Plötzlich kommt uns der Bus entgegen. Aber wo ist die nächste Haltestelle? Zum Glück ist das Elektrogefährt nicht sehr schnell unterwegs und wir können bis zur Haltestelle hinterher sprinten. Der nette Fahrer wartet dann sogar noch auf uns. In dem vollbesetzten, aber klimatisierten, Bus lassen wir uns bequem zum Schloss transportieren.

Nach einem Rundgang ums Schloss geht der Weg über viele, viele Treppen nach unten in die Altstadt. Wieder am Marktplatz angekommen, suchen wir uns das Restaurant “Market” für das wohlverdiente Abendessen aus. Auf dem Rückweg zum Wohnmobilstellplatz müssen wir unbedingt noch einen kurzen Halt im Ufercafé einlegen.

29.-30. Juni 2023: Zum Kühkopf und nach Oppenheim

Über die Autobahn, an Frankfurt und Darmstadt vorbei, geht es weiter in den Süden. In Stockstadt am Rhein parken wir am Schwimmbad. Von dort ist es nicht weit über eine Brücke in Hessens größtes Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue. In der ausgedehnten Auenlandschaft mit Sumpfgebieten halten sich viele Brut- und Zugvögel auf. Im Naturschutzgebiet gibt es ca. 60 km Rad- und Fußwege. Von mehreren Beobachtungsplattformen lassen sich die Wildtiere und Vögel gut verfolgen.

Wir gehen entgegen des Uhrzeigersinns um die Insel. Von Stockstadt zunächst ans Aquarium mit der Aussichtsplattform Schlappeswörth. Das Aquarium ist weitestgehend trocken gefallen. Am Rand des Wassers tummeln sich die Wildschweine mit Frischlingen, einige Rehe und zwischen ihnen ein Jung-Kranich.  Auf der Plattform treffen wir einen ortkundigen Mann, der öfters am Kühkopf die Tiere beobachtet. Er gibt uns noch weitere Tipps, insbesondere von Eisvögeln, die sich am westlichen Ende des Kühkopfs aufhalten. Den inzwischen eingesetzten Regen warten wir im Unterstand noch ab und machen uns dann auf den Weg bis zur Beobachtungshütte Krönkeswörth. Dort sehen wir leider keine Eisvögel, aber wieder ein paar Wildschweine mir ihrem Nachwuchs. Auf dem Rückweg kommen wir, reichlich hungrig und durstig, am Hofgut Guntershausen vorbei. Doch leider hat das Café dort nicht geöffnet.

Zurück bei Iwan gibt es vor der Weiterfahrt erst einmal ein Vesper. Die Fähre Landkron bringt uns dann von Kornsand auf die andere Rheinseite nach Nierstein. Im Nachbarort Oppenheim ist für 2 Nächte ein Stellplatz beim Weingut Gehring reserviert. Dort angekommen erwartet uns ein schöner Randplatz. Der tolle Wohnmobilstellplatz mit ca. 20 Plätzen bietet alles, was der Wohnmobilist braucht. Wir nehmen nach der Ankunft erst einmal mit einem Glas Wein einen der zum Platz gehörenden  Rast- und Sitzplätze am Rande der Weinberge in Beschlag, mit Fernlick nach Nierstein und dem Rhein. Ein gemütlicher Ort, um auf den Sonnenuntergang zu warten.

Am nächsten Tag haben wir um 15:00 Uhr eine Führung durch die Unterwelt von Oppenheim gebucht. Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg. Vom Weingut ein Stück entlang des Dexheimer Bachs Richtung Nierstein. Am Kanzlereck soll es über Weinbergwege hinüber nach Oppenheim gehen. Aber die Wege sind gesperrt, teilweise wegen frischem Teerbelag nicht zu begehen. Und es gibt keine Umleitung! Ein Ehepaar, das uns begegnet, gibt uns einen Tipp wie wir eventuell weitergehen könnten. Sie meinen, die meisten Wege sind wegen der Flurbereinigung gesperrt, aber irgendwie kommt man doch bis nach Oppenheim.

Wir gehen los, stehen dann doch wieder zwischen Baggern, die alles umwühlen und platt machen. Von Weinbergen ist nichts mehr zu sehen, nur eine staubige Wüstenei liegt vor uns. Über Wege, die mit ganz feinem Staub bedeckt sind, kommen wir nach oben. Der Staub wirbelt über Schuhe und Beine. Zum Glück weht kein Wind, sonst wären diese Pfade unbegehbar. Irgendwann stehen wir vor der Burgruine Landskron. Von dort hat man einen tollen Rundumblick über Oppenheim, den Rhein und Nierstein. Ein schöner schattiger Weg führt über Stufen hinab ins Städtchen. An der Katharinenkirche kommen wir vorbei in die Stadtmitte. Trotz den Widrigkeiten des Weges sind wir eine halbe Stunde zu früh und treffen auf eine Gruppe, die sich auf den Weg in den Oppenheimer Untergrund, das Kellerlabyrinth, macht. Schnell bekommen wir noch einen Sicherheitshelm und können uns der Gruppe anschließen.

Oppenheim erhielt 1008 Marktrecht und wurde 218 Jahre später zur Freien Reichsstadt erhoben. Günstigerweise kreuzte sich in der Stadt der Rheinhandelsweg nach Süden und Norden, und noch günstiger war es, dass die Stadt über das Stapelrecht verfügte. Damit hatte sie das Recht, alle durchziehenden Kaufleute zu verpflichten, ihre Waren vor Ort zu stapeln und zum Verkauf anzubieten. Durch Zahlung eines Stapelgeldes konnten sich Händler allerdings von der Stapelpflicht befreien. Dieses war jedoch hoch, und so luden die meisten Kaufleute ihre Waren für einen bestimmten Zeitraum auf dem Stapelplatz der Stadt ab und boten sie zum Kauf an. Bald war in Oppenheim oberirdisch kaum mehr Platz. Und da draußen, vor der schützenden Stadtmauer, kein Kaufmann seine Waren lagern wollte, wurden Keller geschaffen, die immer tiefer lagen. Möglich machte dies das leicht abbaubare, aber doch standfeste Löss, eine eiszeitliche Ablagerung von Lehm und Sand. Im Laufe der Jahrhunderte entstand unter der Stadt ein ca. 40 km langes System von Kellern, Gängen und Treppen auf bis zu fünf Ebenen. https://www.stadt-oppenheim.de/geschichte/

Auf ca. 600 Metern kann das restaurierte und gesicherte Kellerlabyrinth im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Nach dem Rundgang durch die kühlen Räume und Gänge wartet draußen schon die sommerliche Hitze auf die Teilnehmer. Wir gönnen uns auf dem Marktplatz noch ein Eis und erkunden danach da kleine Städtchen. Überall sitzt oder hängt das Wappentier von Oppenheim, die Kröte. Nicht umsonst heißt der bekannteste Wein der Gegend Oppenheimer Krötenbrunnen.

Auf dem Rückweg gehen wir entlang des Rheins nach Nierstein, dann einen Bogen durch das Dorf zurück zu unserem Stellplatz. Völlig ermattet und verschwitzt möchten wir nur noch auf der Terrasse von Gehrings Weinwirtschaft Tipp Platz nehmen, etwas essen und den Wein vom Weingut probieren. Heike wählt als Wein die “Visitenkarte” und ich “Herr Maier geht fremd“. Für die vorzüglichen Weine finden die Gehrings auch noch ausgefallene Namen. Sowohl Wein als auch Essen sind sehr zu empfehlen. Leider ist der Keller von Iwan schon total voll und es passen beim besten Willen keine weiteren Weinkartons hinen. Also sicher ein Grund für einen weiteren Besuch beim Weingut Gehring!

01.-02. Juli 2023: WineStreeArt Festival in Gönnheim

Seit 2016 veranstaltet die Stadt Gönnheim Anfang Juli das WineStreetArt Festival. Eine interessante Mischung aus Weinfest, Kunstevents und StreetArt Malerei. An zwei Tagen malen internationale Künstler auf der Straße oder an Häuserwänden ihre Kunstwerke. Und mann kann ihnen live dabei zusehen.

Wir haben uns beim Weingut Hauer, am Rand von Bad Dürkheim, einen Platz reserviert. Zwar kann man auch am Rand von Gönnheim auf einem großen Stoppelfeld übernachten. Uns ist bei den Temperaturen aber ein etwas schattiger Platz lieber. Vom Weingut kommt man über Felder, durch Friedelsheim mit Burg und Burggraben vorbei, nach nur 3 Kilometer bis Gönnheim.

Gönnheim ist ein schönes Weindorf. Drei Straßen sind für das Fest gesperrt. Buden und Sitzgelegenheiten aufgebaut, einige Weingüter bieten in ihren Höfen Essen und Getränke an. Im Dorf angekommen machen wir im Hof 34 bei Kaffee und Kuchen eine kurze Pause. Dann gehen wir durch die Straßen, schauen den Künstlern bei der Arbeit zu. Es ist bewundernswert was die Künstler auf der Straße malen! Sie sitzen auf dem harten Boden und in der Hitze auf dem heißen Asphalt. Der Rundgang geht bis zum Bahnhof, in dessen Nähe eine ganze Hauswand mit einem Luftschiff-Mural bemalt wurde. Zurück im Dorf setzten wir uns beim Weingut Meinhardt in den Hof und probieren den Rebknorzen direkt vom Grill. Am späten Nachmittag bringt uns der Zug von Oppenheim zurück nach Bad Dürkheim.

Am nächsten Tag muss Heike mit der Bahn zu einer Beerdigung nach München. Ich gehe nochmal nach Gönnheim, denn am zweiten Tag sollen die Streetart Werke fertig werden. Und natürlich müssen auch die Pfälzer Dampfnudeln von den Landfrauen probiert werden.

03. Juli 2023: Wagenbach Niederung und Eppingen

Die Wagenbachniederung bei Waghäusel ist eines der bedeutendsten Vogelschutzgebiete Deutschlands. Die Klärteiche einer ehemaligen Zuckerfabrik und Reste eines Moores der Rheinebene bilden ein vielfältig strukturiertes Feuchtgebiet. Viele, zum Teil vom Aussterben bedrohte, Vogelarten nutzen die Wagenbachniederung als Brut- oder Rastplatz.

Der Rückweg von Gönnheim nach Stuttgart führt direkt an Waghäusel vorbei. Die ideale Gelegenheit, um kurz anzuhalten und auf Fototour zu gehen. Viel ist an diesem Tag nicht zu sehen. die meistenVögel scheinen mit der Brut schon fertig zu sein. Mehrer Nutrias, ein Bruchwasserläufer, Neuntöter und eine Wasserschildkröte konnte ich entdecken. Purpurreiher, die hier regelmäßig brüten, waren leider nicht zu sehen.

Der schöne Stellplatz in Eppingen bot sich für die letzte Übernachtung auf unserer Tour durch Deutschland an.