Rundlinge im Wendland und Gedenkstätte Marienborn

Die dritte Etappe der Wohnmobiltour des “Grünen Bandes” führt uns ein Stück entlang der Grenze von Niedersachsen und Sachsen Anhalt. Beginnend in Schnackenburg an der Elbe folgen wir dem Grenzverlauf zunächst bis Bergen an der Dumme. Bekannt ist diese Gegend im Wendland für die vielen gut erhaltenen Rundlingsdörfer. Nach ein paar Tagen auf dem Campingplatz “Fuhrenkamp” besichtigen wir die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Abschluss dieser Etappe ist in Schöningen.

30. August 2020: Schnackenburg und Bergen an der Dumme

Von Stresow fahren wir auf die andere Seite der ehemaligen Grenze nach Schnackenburg, um das dortige Grenzlandmuseum zu besuchen. Das Museum erinnert an die 45 Jahre Geschichte der Deutschen Teilung. Die Ausstellung zeigt Dokumente, Fotographien sowie Berichte von Zeitzeugen über das Leben im Grenzgebiet. Ein paar Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände der Grenztruppen sind auch ausgestellt. Nach dem Museumsbesuch und einem Rundgang durch das kleine, unspektakuläre Dorf sitzen wir mit Blick auf die Elbe oben auf dem Deich.

Hier beschließen wir ein paar Tage auf einem Campingplatz zu bleiben, denn die Dreckwäsche nimmt überhand und muss mal durch eine Waschmaschine gejagt werden. Durch schöne Alleen fahren wir zunächst bis zum Arendsee, essen bei einem Fischer ein nicht wirklich gutes Fischbrötchen und machen einen kurzen Spaziergang. In Bergen an der Dumme, auf dem Campingplatz Fuhrenkamp, erreichen wir unsere Bleibe für die nächsten Tage. Wir stehen zusammen mit 4-5 anderen Campern auf einer großen Wiese. Der Campingplatz ist sehr schön, die Sanitäranlagen sauber und groß. Leider liegt der Platz an einer viel befahrenen Straße. Wer länger bleibt, sollte vielleicht auf einen der Komfortplätze ausweichen, die weiter von der Straße entfernt liegen.

Bergen an der Dumme kann mit einer tollen Metzgerei, einem sehr leckeren Bäcker und einem guten Restaurant aufwarten. Bis 1950 war Bergen eine wichtige Zollstelle für den innerdeutschen Warenverkehr. 1952 hat die DDR die Grenze geschlossen und der Grenzübergang Bergen hatte keine Bedeutung mehr.

31. August 2020: Der Dummewiesenweg

Rund um Bergen verläuft der Dummewiesenweg. Der interessanteste Teil ist der Abschnitt zwischen dem kleinen, schönen Ort Jiggel und Bergen, auf dem sich die Dumme durch die Wiesen schlängelt. Im Sommer müssen hier viele Libellen und Schmetterlinge zu beobachten sein. Wir waren leider etwas zu spät da und das Wetter war auch zu kalt und windig.

1. September 2020: Die Rundlingstour

Die Gegend um Bergen herum ist bekannt durch die über 100 Rundlingsdörfer. Ein runder Dorfplatz, bestanden mit schönen großen Bäumen, bildet immer das Zentrum eines Rundlings. Die Höfe stehen mit dem Giebeln zum Dorfplatz ausgerichtet und die Straßen gehen strahlenförmig vom Platz aus. Die Felder erstrecken sich hinter den Häusern wie große Kuchenstücke.

Eine Rundlingstour startet am Besten in Lübeln. Dort ist das Rundlingsmuseum Wendland, das man als Einführung unbedingt besuchen sollte. Wir machen eine kleine Rundlingstour mit Iwan über Lübeln, Diahren, Bussau, Mammoißel, Lensian und Schreyahn.

Besonders gefallen hat uns die “Kleine Kneipe” in  Bussau. Leider hat sie nur an bestimmten Tagen in der Woche auf, aber man darf sich immer in den schönen Biergarten setzen und sein Vesper verzehren. Besonders schön ist es in Satemin mit dem sehr großen Dorfplatz, um den sich einige Restaurants und Cafes gruppieren.

Um nach Satemin zu kommen lassen wir Iwan in Jabel am Straßenrand stehen und laufen das kurze Stück. Auf dem Rückweg sehen wir ein Schild am Wegesrand: “Flanksteak vom Galloway”. Das wäre doch mal wieder was für den Grill! Der Verkaufsraum befindet sich im Zentrum eines Rundlingshauses: am Küchentisch bekommt der Nachwuchs gerade Nachhilfeunterricht. Nicht nur das Flanksteak nehmen wir mit, sondern auch noch Chiliwürste und Schinken vom Galloway. Alles ausgesprochen schmackhaft!

2. September 2020: Helmstedt

Das letzte Frühstück auf dem Campingplatz Fuhrenkamp. Heute Abend sind wir mit Keith in Helmstedt verabredet, also ist allzu langes Rumtrödeln heute früh verboten. Auf halber Strecke, die Anweisungen des Navis ignorierend, biegen wir Richtung Aluhmer See ab. Am See liegt ein Restaurant mit Terrasse am Wasser. Ein Weg führt um den See, ideal zum Füße vertreten. Am anderen Ende des Sees stoßen wir auf einem riesigen Gelände auf eine “Westernstadt”. Beim Blick in das “Jail” erschrickt Heike: dort liegt tatsächlich jemand im Bett!!!

Das Cafe und Restaurant “Seestüberl” bietet am See auf einer Wiese einfache Stellplätze an. Wer keine externen Toiletten und Duschen , findet hier ein schönes, ruhiges Plätzchen.

Nach dem kurzen Spaziergang fahren wir weiter, halten noch kurz bei REWE in Brome an, bevor wir uns zunächst den Stellplatz in Bad Helmstedt anschauen. Der Platz liegt schön ruhig hinter dem Brunnentheater. Uns ist es aber zu weit, um später am Abend im Dunkeln von  hierher zurück zu fahren. Deshalb übernachten wir am nicht so schönen stadtnahen Stellplatz direkt in Helmstedt. Er liegt zwar an einer Durchgangsstraße, die nachts aber nur wenig befahren ist.

Wir haben noch etwas Zeit für einen etwas verregneten Stadtrundgang, bevor wir Keith am Bahnhof abholen. Mitten in der Stadt finden wir auf unserer Erkundungstour außer dem “Ratskeller” kein ansprechendes Restaurant. Und so steuern wir mit Keith den Keller im Helmstedter Rathaus an und lassen uns dort das Abendessen schmecken.

3. September 2020: Gedenkstätte Marienborn

In der Nähe von Helmstedt liegt die größte und wichtigste Grenzübergangsstelle (GüSt) zur damaligen DDR. Teile des Geländes sind noch vollständig erhalten und vermitteln einen guten Eindruck über die einstige Grenzabwicklung. Erklärt auf vielen Schautafeln und begleitet durch mehrere Ausstellungen erhält man einen Einblick über die Abläufe bei der Ein- bzw. Ausreise und über den gigantischen Ausbau der Grenzstelle über die Jahre hinweg. Das ganze Procedere von der Abgabe der Pässe, Transport über das Förderband zur Personen- und Zollkontrolle ist noch zu sehen – genau wie die LKW-Abwicklung und auch die besonderen Sicherungsmaßnahmen bei der Ausreise.

Die Gedenkstätte Marienborn ist sicher eines der wichtigsten Monumente der Teilung von Deutschland.

Wir fahren wieder zurück nach Helmstedt auf den Stellplatz, aber nur, um noch das Zonengrenzmuseum in der Stadt zu besuchen. Durch Corona ist das Museum nur noch nachmittags von 15:00-17:00 Uhr geöffnet. Aktuell ist die Sonderausstellung “Umbruch Ost. Lebenswelten im Wandel” zu sehen:

Die Ausstellung thematisiert mit Bildern und Texten die Erwartungen und das Vertrauen, das die Ostdeutschen mit der Wiedervereinigung verbunden hatten. Sie ruft die innerdeutsche Solidarität und Hilfsbereitschaft in Erinnerung, die die Anfangszeit prägten. Die Schau erzählt von den Neuanfängen und Aufbrüchen, wie auch vom Willen, die SED-Diktatur aufzuarbeiten. Sie dokumentiert die Verzweiflung, die mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch und dem Anstieg der Arbeitslosigkeit einherging und die Verlusterfahrungen und Ängste, die die 1990er Jahre in Ostdeutschland prägten. Themen sind die Gleichzeitigkeit von Sanierung und Rückbau der ostdeutschen Städte, die Situation der Frauen und Familien, eine Jugendkultur zwischen Techno, Punk und Rechtsradikalismus. Themen sind Ressentiments, bis hin zu politischer Gewalt, aber auch die Frage nach Identitätsstiftern, das Miteinander mit den östlichen Nachbarn, der Aufbau Ost und seine Ergebnisse wie auch die neuen gesellschaftlichen Spaltungen, die in den letzten Jahren zu verzeichnen waren. (Zitat: https://www.helmstedt.de/magazin/artikel.php?menuid=683&artikel=3890)

Unsere nächste Übernachtung ist nur ca. 15 km von Helmstedt entfernt in Schöningen. Dort gibt es am Hallenbad einen kleinen Stellplatz. Schöningen hat zwar einige historische Sehenswürdigkeiten, z.B. das Schloss, den Barockgarten oder zahlreiche Fachwerkhäuser. Ansonsten ist Schöningen touristisch wenig erschlossen: kaum intakte Geschäfte und keine ansprechende Gastronomie. Vielleicht lag es auch an dem trüben, regnerischen Wetter, dass das Ortsinnere keinen einladenden Eindruck machte.

Die Route

 

Reiseberichte über die nächsten Tage