Die Wohnmobiltour durch die Schwäbische Alb zeigt uns eine schroffe, abwechslungsreiche Landschaft. Bäche und Flüsse haben tiefe Täler in das weiche Kalkgestein gewaschen. Entlang des Albtraufs ziehen sich die Höllenlöcher, abenteuerlich lange und tiefe Gräben, die bedrohlich über dem Abgrund hängen. Sie brechen immer wieder ab und sorgen für die stetige Rückverlegung des Albtraufes. Die vielen, steilen Felsen in den Tälern sind seit jeher sichere Rückzugsgebiete, ideal für den Bau von Schlössern und Burgen. Deshalb zählt die Schwäbische Alb auch zu den burgenreichsten Gegenden in Deutschland.
27. Juli 2020: Zur Kugelmühle und der Burg Hohenneuffen
Wir starten heute an der B14 bei Waiblingen. Fahren durch das schöne Strümpfelbach, über den Aichelberg an der Limburg vorbei nach Neidlingen. Dort steht die einzige Kugelmühle auf der Schwäbischen Alb und eine der noch wenigen in ganz Deutschland. Geöffnet hat sie nur an Sonn- und Feiertagen. Da auch der Laden geschlossen ist, müssen wir leider ohne ein “Kugelsouvenir” weiterfahren.
Zur Einstimmung ein Video vom Schwaben TV über den Kugelmüller Stefan Metzler:
Schon bald klettern die Temperaturen auf gut 30 Grad. So sind wir froh, dass wir unterwegs eine Pause an einem schönen schattigen Rastplätzchen machen können. Das Tagesziel ist der Wanderparkplatz an der Burg Hohenneuffen. Auch dort findet sich für Iwan ein Platz unter hohen Bäumen.
Kaum angekommen, schnüren wir die “Wanderschuhe”. Gehen durch den Wald am Gleitschirmstartplatz Neuffen West vorbei. Dort können wir einigen Springern beim Start zusehen, bevor es weiter geht bis zum Aussichtspunkt Brille. Unterwegs stehen Schautafeln über die Höllenlöcher, die Barnberghöhle, keltische Verteidungsanlagen und die Vulkanschlote in dieser Gegend (davon gibt es ca. 360).
Nach der kurzen Wanderung und einer Rast im Wohnmobil gehen wir hinauf zur Burg Hohenneuffen. Die um 1140 gebaute Burg steht schwer erreichbar auf einem Felssporn. Immer wieder mit ausgefeilten Festungsanlagen ausgebaut, war sie schließlich uneinnehmbar. Oben auf der Burg bietet sich ein Rundumblick auf den Albtrauf, Neuffen und das Ermstal. Im Burghof können wir noch unter Bäumen im Schatten sitzen, gemütlich eine Kleinigkeit essen und trinken und auf den kühleren Abend warten.
28. Juli 2020: Rutschenfelsen, die Pfullinger Onderhos, Schloss Lichtenstein
Iwan stand über Nacht ganz allein auf dem Parkplatz ?, es war ruhig, kühl und am Morgen geben die Bäume immer noch Schatten. Für heute sagt der Wetterbericht auch wieder über 30 Grad voraus. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es vom Parkplatz zu Fuß Richtung Wilhelmsfels, immer schön im schattigen Wald. Gegenüber der Burg reihen sich mehrere Aussichtsfelsen aneinander. Von jedem hat man eine tolle Sicht auf den Hohenneuffen.
Nach dem Spaziergang fuhren wir zwecks Entsorgung zum Wohnmobilstellplatz in Bad Urach. Auf dem schattenlosen Platz stehen viele Wohnmobile in der morgendlichen Hitze. Das wäre für uns viel zu warm! Über die Hanner Steige geht es steil nach oben zu einem Wanderparkplatz. Von dort laufen wir durch ein tiefes Tal und viele, viele Stufen hinunter zum Uracher Wasserfall. An der Wasserfallhütte müssen wir ermattet eine Pause einlegen. Lust, noch weitere Stufen den Wasserfall hinabzugehen, ist nicht vorhanden (zumal wenn man bedenkt, dass diese auch wieder bergauf erklommen werden müssen!!!). So gehen wir einen schmalen, steilen Pfad nach oben zum Rutschenfelsen. Trotz Schatten eine schweißtreibende Angelegenheit. Aber ein schöner Weg mit tollen Aussichten.
Iwan hat derweil im Schatten ausgeharrt. So können wir vor der Weiterfahrt erst einmal ausruhen. Nächste Station ist der Schönbergturm bei Pfullingen. Wegen seiner markanten Form im Volksmund auch “Onderhos” genannt. Zum Wanderparkplatz Wanne führt eine schmale, gewundene Einbahnstraße, gerade ausreichend für einen Kastenwagen. Vom Parkplatz sind es dann noch 15 Minuten Fußweg zum Turm. Wer Lust hat geht die 100 Stufen hinauf zur Aussichtsplattform auf dem Turm und wird mit einer Rundumsicht auf den Albtrauf belohnt.
Vom Turm ist es dann nicht mehr weit zum Schloss Lichtenstein. Iwan darf sich auf den mit Bäumen bestandenen Ausweichparkplatz stellen. Zwar etwas schräg, aber ruhig, abgelegen und schattig. Von dort gehen wir zum Schloss, machen einen Rundgang durch den Park zum Wilhelm Hauff Denkmal und noch ein Stückchen weiter Richtung Burg Alt-Lichtenstein. Im Biergarten der “Schloßschenke” gibt es dann noch Abendessen.
29. Juli 2020: Locherstein, Naturreservat Beutenlay, Burg Hohengundelfingen
Der Übernachtungsplatz war wieder einmal glücklich gewählt. So ruhig und schattig wie die letzten! Morgens ist die Sonne schon wieder da und verspricht einen heißen Sommertag. Ein luftiger Spaziergang im Wald mit Blick auf das Schloss erwartet uns auf der anderen Talseite bei Traifelberg. Dort reiht sich wieder ein Aussichtsfelsen an den anderen. Zwischen Locherstein und Rötelstein sind es insgesamt 10 Stück. Ein abenteuerlicher Rückweg wäre der Wanderweg unter den Felsen: in das Gestein gehauen, schmal, teilweise mit Überhang und nah am Abgrund führt er unter den Aussichtsfelsen zurück. Leider bin ich heute früh überstürzt losgegangen und habe nur Sandalen an. Mit leichtem Schuhwerk sollte man auf diesem Weg nicht laufen.
Das nächste Ziel der Tour unserer Wohnmobiltour über die Schwäbische Alb ist Münsingen. Schon am Montag scheiterte der Versuch auf dem Campingplatz Hofgut Hopfenburg in Münsingen einen Platz zu reservieren: an’s Telefon ging niemand, auch auf eMail hat bis heute niemand reagiert. Jetzt wollten wir den Platz mal von außen in Augenschein nehmen und im Städtle auch noch einkaufen. Beim Einkaufen entdeckten wir die Albschorle aus Zwiefalten und der hervorragende Joghurt der Hofmolkerei Schmid Tipp. Beide unbedingt probieren, falls sie zufällig im Supermarktregal stehen.
Vom Wanderparkplatz Hopfengut hat man einen guten Blick auf den Campingplatz des Hofgutes. Es gibt dort verschiedene, großzügig angelegte Bereiche: einen mit Tipi Zelten, mit alten Zirkuswagen, mit Jurten, eine Zeltwiese, Wohnwagen- und Wohnmobilplätze. Am Wanderparkplatz beginnt ein Rundweg durch das Naturreservat Beutenlay. Es zeigt auf 100 Hektar die verschiedenen Naturlandschaften der Schwäbischen Alb. Man sieht die Pflanzen, die früher auf der Alb wuchsen, und bekommt gezeigt, wie menschliche Eingriffe die Landschaft gestalteten. Es macht Spaß durch das Reservat zu laufen und von einem der vielen Ruheplätze Aussicht und Landschaft zu genießen Tipp. Eine Informationsbroschüre gibt es auf der Web-Seite von Münsingen: https://www.muensingen.de/site/Muensingen/get/documents_E-369678451/muensingen/Muensingen_Dateien/Beutenlay-Broschuere_web_0613.pdf.
Obwohl wieder über 30 Grad heiß, war es recht angenehm auf überwiegend schattigen Wegen durch das Naturreservat zu spazieren. Wieder zurück auf dem Wanderparkplatz wird Iwan erst einmal umgeparkt: unbedingt mit dem Heck zu Sonne! Sind alle Fenster und die Schiebetür auf, dann zieht ein schönes Lüftchen durchs Auto. Es ist dann innen gut auszuhalten. So machen wir Pause, bevor es weiter geht.
Eigentlich wollten wir durch das Große Lautertal zum nächsten Ziel fahren. Das Tal wurde 2019 zu Deutschlands Naturwundern gewählt. Die Lauter fließt in behäbigen Schleifen durch das Große Lautertal. Vorbei an Wacholderweiden, schroffen Felsen, Höhlen und Burgruinen. Eine davon war unser Ziel. Aber leider ist ab Buttenhausen die Straße gesperrt und die Umleitung führt uns erst wieder bei Hundersingen zurück ins Lautertal. In Gundelfingen biegen wir in ein enges, schmales Sträßchen ein (Limit 6t, Kurve aber zu eng für große, lange Wohnmobile), das zum Wanderparkplatz Hohengundelfingen führt. Von dort sind es noch ca. 5 Minuten Fußweg zur Burgruine Hohengundelfingen. Die Ruine ist in Privatbesitz, wurde über Jahre von einem Hans Römer aufwändig restauriert und vom kompletten Zerfall gerettet. Heute übernimmt die Dorothea-Römer-Stiftung diese Aufgabe. Von der Burg hat man einen traumhaften Rundblick über das Große Lautertal. Gegenüber ist die Burg Niedergundelfingen zu sehen, die auf einem Umlaufberg der Lauter liegt. Rechts unten, direkt neben der Burg, schaut man von oben auf den “Spitzen Stein“.
30. Juli 2020: Lochenpass, Dreifaltigkeitsberg
Heute sind mal wieder weit über 30 Grad angesagt. Wir brauchen also ein schattiges Waldgebiet, um die heißen Stunden zu überstehen. Das scheint es am Lochenpass zu geben. Wir folgen dem Großen Lautertal noch bis Indelhausen. Kurz hinter Gundelfingen liegt noch ein netter Wohnmobilstellplatz Tipp). Das Lautertal zu verlassen fällt nicht leicht, es ist zu schön da!
Über kleine Straßen verlassen wir die Lauter in westlicher Richtung bis nach Gammertingen. Dort braucht Iwan neuen Diesel und Heike wird in einem Edeka fündig: es gibt Alb Schorle und Joghurt von der Hofmolkerei ?. Über Albstadt und Meßstetten erreichen wir den netten Wohnmobilstellplatz in Oberdigisheim. Eine günstige Gelegenheit für Toiletten-, Abwasserentsorgung und zum Tanken von Frischwasser. Dann geht es noch ein paar Kilometer hinauf auf fast 1000m zum Lochenpass. Auf dem fest leeren Parkplatz bekommt Iwan noch einen super Parkplatz im Schatten mehrere Bäume. Und wir rüsten uns für eine Wanderung in sengender Hitze hinauf zum Schafberg. Der erste Anstieg zum Fuß des Wenzelsteins ist in der prallen Sonne. Aber danach gibt es nur noch Wege im Wald. Wir machen noch den Abstecher hinauf zum Wenzelstein. Eine ehemaligen Burg, von der aber fast nichts mehr zu sehen ist. Die Ebene auf dem Schafberg ist eine Wachholderweide, sie wird heute noch als Schafweide benutzt. Nach der Umrundung des Bergs stellt sich die Frage: Wie weiter? Sehenswert sind die beiden Felsen: der “Hohe Fels” und der “Gespaltene Fels“. Eigentlich nicht mehr weit zu gehen. Aber in der Hitze haben wir keine Lust noch die 100 m nach oben zu laufen. Also gehen wir auf gemütlichen Pfaden zurück zum Parkplatz.
Dort wieder das übliche Prozedere: Fenster sowie Schiebetür auf und Pause machen! Am späteren Nachmittag fahren wir noch bis nach Spaichingen und dort auf eine “einspurige”, kurvige Straße hinauf auf den Dreifaltigkeitsberg. Auf dem Sträßchen ist aber jederzeit mit Gegenverkehr zu rechnen! Der Dreifaltigkeitsberg ist 980 m hoch und erhebt sich gut 350 m über Spaichingen. Schon bei der Anfahrt fallen die hohen Felsenklippen des Berges auf. Oben steht die barocke Dreifaltigkeitskirche und eine Wallfahrtskapelle. Und natürlich die Gaststätte Dreifaltigkeitsberg.
Von der Kirche führt ein Weg über die freie Ebene zum Aussichtspunk “Auf dem Weißen”. Festes Schuhwerk vorausgesetzt ist es ein schöner Spaziergang zu einem tollen Aussichtspunkt. Nach diesem kurzen Ausflug lassen wir uns zum Abendessen im Biergarten des Gasthaues nieder. Mit viel Glück (hatten wir leider nicht) ergattert man einen der Tische direkt an der Bergkante mit einem tollen Blick ins Tal.
Wir machen dann noch einen kleinen Abendspaziergang entlang des Albtraufs. Kommen an mehreren Aussichtspunkten mit traumhaftem Blick Richtung Sonnenuntergang vorbei. Auf dem Rückweg sehen wir noch einen Hinweis auf die Wasserscheide “Nordsee/Schwarzes Meer”.
Direkt neben dem Parkplatz auf dem Dreifaltigkeitsberg liegt das Absprunggelände der Gleitschirmflieger. Dort setzten wir uns auf eine Bank und warten auf den Sonnenuntergang.
31. Juli 2020: Wanderung zum Segelflugplatz
Am nächsten Morgen laufen wir noch einmal entlang der Felsen bis zum Segelflugplatz Klippeneck. Am dortigen Grillplatz rasten wir eine zeitlang und schauen den Segelfliegern beim Starten zu. Auf dem Rückweg kommen wir auf Waldwege, die von verschiedenen Distelarten gesäumt sind. Auf den Pflanzen tummeln sich hunderte Schmetterlinge, Hummeln und andere Insekten. So viele Schmetterlinge auf einmal haben wir schon sehr lange nicht mehr gesehen.
Nach dem Spaziergang genießen wir im Iwan noch eine Weile unseren schattigen Parkplatz, bevor wir uns endgültig auf die Heimfahrt begeben.
Die Route
Leider fehlt die Strecke vom 28. Juli und teilweise vom 29. Juli (von der Burg Hohenneuffen bis nach Münsingen) .
Saucool, die Kugelmühle!
Aber wozu braucht man solche Kugeln?
Boccia? Boule? Klicker (dafür sind sie eigentlich zu gross)? Boßeln oder Klooten?
muss ich mir unbedingt mal anschauen!
Liebe Gruße
Hans
Ja, ist ein tooles, einfaches Prinzip. Die Kugeln gibt es in verschiedenen Durchmessern. Wozu man die braucht?
Ich denke das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich wollt mir eine als Andenken zulegen.
Ich habe nur noch eine weitere Kugelmühle in Merktschellenbach gefunden: https://www.gasthaus-kugelmuehle.de/
Liebe Grüße Wolfgang