Auf einer Wohnmobiltour durch den Schwarzwald kann man abseits der bekannten Reiseziele noch viele schöne, ruhige Urlaubsorte entdecken. Auf unserer Tour erkunden wir ein Rosendorf, außergewöhnliche Aussichtspunkte und Sitzgelegenheiten im Hochschwarzwald, Wasserfälle und das einzige Wasserschloss im Schwarzwald.
6. Juli 2020: Im Rosendorf Nöggenschwiel
Von der A81 bei Singen folgen wir der B314 entlang der Schweizer Grenze. Bei Stühlingen ist die Eintönigkeit der breiten, vielbefahrenen Bundesstraße nicht mehr auszuhalten. Kurz entschlossen biegen wir auf eine kleine Straße ab, die uns in die dichten Wälder des Schwarzwaldes führt. Unser erstes Ziel ist nur über Weilheim zu erreichen. Daher geht es bei Waldshut zunächst zurück in belebtere Gegenden, bevor wir dem engen Schlüchtertal Richtung Weilheim folgen.
Schon am Ortseingang von Nöggenschwiel überrascht die üppige Blumenpracht. In der Ortsmitte findet Iwan seinen verdienten Ruheplatz an der Gret-Stube. Dort sind Plätze für 3 Wohnmobile vorhanden. Nöggenschwiel nennt sich zurecht “das Rosendorf im Schwarzwald”. In Gärten und im ganzen Dorf verteilt wachsen üppige Rosenbüsche. Im Rosen-Duft-Garten stehen fast 450 Rosen, die ihren Duft im ganzen Dorf erschnuppern lassen. Im Schwarzwald-Sortiment-Garten blühen in einem schön angelegten Gelände 2000 Rosenpflanzen.
Rund um Nöggenschwiel führt der 35 km lange Rosen-Erlebnis-Weg, der auch in kürzeren Rundwegen zu begehen ist. Gleich nach der Besichtung der Rosengärten wandern wir auf einer Etappe des Rosen-Erlebnis-Weges weiter. Für einen Abstecher zum Wittnau-Stausee schlagen wir einen etwas überwucherten Waldweg ein. Nach über einer Stunde Wanderung ist der Stausee durch den Wald zu erkennen. Nach unten zum Ufer ist kein Durchkommen, es ist einfach zu steil. Der schöne Weg wird immer wilder. Am Ende stehen fast 2 Meter hohe Brennnesseln. Entweder müssen wir jetzt ca 2 Stunden zurücklaufen oder uns 15 Minuten durch das Dickicht durchschlagen. Wir entscheiden uns für das Dickicht. Als wir wieder auf einem normalen Waldweg stehen, sehe ich schon die erste Zecke über den Arm krabbeln.
Nach diesem Abenteuer ist die Lust auf das Abendessenkochen vergangen und wir entscheiden uns für ein schönes Mahl im Garten des Gasthofes Rössle Tipp. Der Wirt verwöhnt uns mit gutem Wein und einem tollen italienischen Essen. Er hat die Gastronomie erst Ende letzten Jahres übernommen. Durch Corona fallen die geplanten Einnahmen durch die Nöggenschwieler Rosentage und andere Veranstaltungen komplett aus. Man kann nur hoffen, dass er diese Zeit übersteht.
Tipp: Wer sein Wohnmobil an der Gret-Stube abstellen möchte, sollte vorher anrufen. Anreise am besten nach 18:00, da tagsüber die Plätze auch als Parkfläche für Essensgäste genutzt werden. Montags hat die Gret-Stube geschlossen und die Anreise ist zu jeder Uhrzeit möglich.
7. Juli 2020: Aussichtspunkte in Todtnauberg
Am nächsten Morgen ist erst einmal die Suche nach Zecken angesagt. Insgesamt finden wir 9 Stück, die wir mehr oder weniger entfernen können. Auf den Schreck führen wir uns ein Sekt Frühstück in der Gret-Stube zu Gemüte Tipp. Sehr empfehlenswert! Derart gestärkt sind wir für den Tag gerüstet.
Gute Nerven braucht man auch bei einer Fahrt durch das verwunschene Tal der Alb. Die Straße ist schmal und die “Leitplanke” besteht aus unzähligen, aneinander gereihten Felsbrocken. Aber eine tolle Strecke! Weiter gehts dann Richtung Norden in den Hochschwarzwald. An Todtnau vorbei, durch Todtnauberg hindurch bis zum Wanderparkplatz Radschert. Der Weg durch Todtnauberg und weiter hinauf ist für größere Wohnmobile nicht zu empfehlen.
Oben angekommen schnüren wir die Wanderschuhe und laufen Richtung “Lange Bank” und Stubenwaserkreuz. Stetig aufwärts führt der Weg, gesäumt von blühendem Frauenschuh und geflecktem Knabenkraut. Auf der Höhe beim Stubenwaserkreuz bietet die 44 Meter lange “Längste Bank der Welt” ausreichend Platz zum Ausruhen. Wir ergattern eine Liege mit ausreichendem Sicherheitsabstand zu anderen Ruhebedürftigen. Nach einiger Zeit ziehen die anderen Wanderer weiter und wir sind ganz alleine! Auf der Bank liegend blickt man über den Hochschwarzwald nach Süden. Bei gutem Wetter auch bis in die Schweizer Alpen. Nach ausgiebiger Rast kehren wir über den Gasthof Stüberwasen zu Iwan zurück.
Direkt am Parkplatz beginnt der “Waldlehrpfad kleine Pilzkunde”. Auch für Erwachsene ein schöner Waldspaziergang, der um den Berg Horn herumführt. Immer unterbrochen durch nette Ruheplätze mit tollen Ausblicken auf das Todtnauer Tal oder bis zum Belchen.
Den schönen Sonnenuntergang können wir leider nicht vom Wohnmobil aus beobachten. So gehen wir nochmal ein Stück höher zu einem Aussichtspunkt. Auf dem Weg dorthin erkennen wir auf der anderen Talseite einen der zwei “Lesestühle“, deretwegen wir eigentlich hierher gefahren sind. Da müssen wir morgen noch hin.
8. Juli 2020: Wasserfälle in Todtnau und Menzenschwand
Noch vor dem Frühstück laufen wir los zum “Lesestuhl“. Es ist noch nicht ganz hell und der Himmel daher leicht rosa gefärbt. Die “Lesestühle” sind ca. 4 Meter hohe Bänke, die mit einer Leiter zu erklimmen sind. Dort oben haben wir einen Blick über Todtnau und heute auch bis in die Alpen. Sehr schön!
Kurz vor dem Ortseingang von Todtnauberg ist der Parkplatz mit direktem Zugang zum berühmten Todtnauer Wasserfall. Über 97 Meter fällt der Stüberbach über mehrere Stufen in die Tiefe. Die höchst Stufe misst 60 Meter und ist damit der höchste Wasserfall in den deutschen Mittelgebirgen. Feste Schuhe sind empfehlenswert, um vom Parkplatz den schmalen, steilen Weg nach unten zum Wasserfall zu gehen. Der Rundweg quert über mehrere Brücken den Stübenbach. Mit Glück ist unten an der höchsten Stufe eine der roten Liegen frei. Der Rückweg auf der anderen Bachseite führt über schmale, in den Fels gehauene Wege zum Parkplatz.
Nach diesem Hotspot mit seinen vielen Besuchern hoffen wir auf ein etwas ruhigeres Naturerlebnis am nächsten Ziel. Hinter Todtnau biegen wir links in das Tal des Prägbachs ab. Fahren zwischen dem Sengalenkopf (1208m) und dem Blößling (1310m) hindurch nach Westen. In Menzenschwand angekommen verlangt Iwan nach einer Pflege auf dem Wohnmobilstellplatz. Der Stellplatz am Ortseingang ist schön und ruhig gelegen. Einige Plätze sind sogar noch frei. Uns zieht es aber weiter. Am anderen Ende, in Menzenschwand Hinterdorf, ist ein unwirtlicher Wanderpakplatz. Den überqueren wir und folgen der ganz schmalen Straße zum “Cafe Kuckuck”.
Direkt neben dem Wanderparkplatz befindet sich der Menzenschwander Wasserfall und auch der Einstieg in den Geißenpfad. Große Flächen im Menzenschwander Tal werden von Ziegen von Bewuchs freigehalten. Das Klingeln der Ziegenglocken ist im ganzen Tal zu hören. Auf dem Wanderweg laden orginelle Rastplätze zu Pausen ein.
Die Menzenschwander Wasserfälle sind mittwochs, samstags und sonntags beleuchtet. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen!
9. Juli 2020: Das Wasserschloss in Glatt
Trotz ruhiger Nacht ist der Start in den Tag nicht so toll. Heike wacht mit Kopfschmerzen auf und ist total schlapp. Macht sich vielleicht ein Zeckenbiss bemerkbar? Wir entscheiden uns in Richtung A81 zu starten, damit wir, falls es nicht besser wird, so schnell wie möglich nach Hause fahren können. Ein Ziel auf unserer Reise sollte ja auch das Wasserschloss in Glatt sein. Vor allem auch das bekannte Cafe im Schloss mit den legendären Kuchen.
Der Weg nach Glatt geht an Schluchsee, Titisee und Hinterzarten vorbei. Hier tobt der Tourismus. Zum Glück waren wir die letzten Tage in ruhigeren Gegenden unterwegs.
Rechtzeitig zu Kaffee und Kuchen erreichen wir Glatt. Die Temperatur ist schon auf 30 Grad angestiegen. Zum Glück sind im schattigen Schlossgarten noch Tische frei. Die Kuchenstücke im Cafe im Schloss Tipp sind vielleicht doppelt so groß wie normal. Und die Schwarzwälder Kirsch Torte ist sehr empfehelenswert.
Trotz hervorragendem Himbeer-Kuchen geht es Heike immer noch nicht gut. Schweren Herzen brechen wir den schönen Wohnmobilausflug ab und machen uns auf den Weg nach Hause.