Die Elbe von Magdeburg bis Lenzen

Weiter geht es auf dieser Etappe die Elbe flussabwärts, von Magdeburg bis Lenzen. Entlang der Route gibt es das “Stonehenge Deutschlands“, die Storchendörfer in den Elbauen, mehrere Salzkirchen und auch Bockwindmühlen zu sehen. Die Naturschönheiten und viele Tiere kann man auf Wanderungen entdecken. Und viele ganz besondere Städte laden zu einem Besuch ein: sei es Tangermünde, Havelberg oder Wittenberge, um nur einige zu nennen. Einen schönen Stellplatz, auch für einen längeren Aufenthalt, zu finden ist auch kein Problem.

21. Mai 2024: Ringheiligtum und Salzstädte

Von Magdeburg fahren wir ein Stück zurück nach Pömmelte. Wir wollen noch zu einigen Sehenswürdigkeiten, an denen wir gestern aus Zeitgründen vorbeigefahren sind.

Das Ringheiligtum Pömmelte Top Tipp wird auch als das “Stonehenge Deutschlands” bezeichnet. Im Jahr 2005 machten Archäologen auf Luftbildern eine sensationelle Entdeckung: eine mehr als 4000 Jahre alte Kreisanlage! Sie wurde mindestens 300 Jahre als Kultstätte benutzt. Die Anlage wurde originalgetreu rekonstruiert. So kann man heute hindurchgehen und fühlt sind in die Jungsteinzeit zurückversetzt. Beindruckend! Sie besteht aus sieben ineinander liegenden Ringen: kreisförmig errichtete Holzpalisaden, Erdwälle und Gräben. Durchbrochen werden die Kreise von Toren, durch die an den uralten Jahresfesten die Sonne schien. Bei mystischen Ritualen wurden Trinkgefäße aus Keramik zerbrochen und der heiligen Erde übergeben. In Schächten in den Gräben, sowie im Innern der Anlage, fand man  Opfergaben wie Steinbeile und Tierknochen.

Das nächste Ziel liegt wieder wenige Kilometer Elbe abwärts. Bad Salzelmen ist staatlich anerkannt als Heilbad und Kurort. Über 800 Jahre war hier die Salzgewinnung eine wichtige Einnahmequelle. Um 1760 herum wurde, zur Erhöhung des Salzgehaltes in der Sole, ein Gradierwerk gebaut. Mit einer Länge von 1837 Metern war es das zweit längste jemals gebaute Gradierwerk! Heute sind davon nur noch 300 Meter vorhanden. Aber, obwohl geschrumpft, ist es immer noch beeindruckend. Auch ein Spaziergang im Kurpark dahinter ist sehr schön.

Bad Salzelmen gehört mittlerweile zu Schönebeck an der Elbe. Den Reichtum der Salzstädte lässt sich am Marktplatz von Schönebeck erahnen. Vom Marktplatz ist man schnell an der Elbe. Dort steht die 16 Meter hohe und 25 Tonnen schwere Skulptur “Salzblume“. Ein Stück weiter liegt das längste Fachwerkhaus Europas, ganze 133 Meter lang. Im Jahr 1876 brauchte man zusätzlich Lagerflächen für Salz. Dafür wurde das Gebäude als Salzlagerschuppen direkt an der Elbe gebaut. Der Abtransport des “Weißen Goldes” war dadurch ganz einfach möglich. Mit dem Niedergang des Salzhandels wurde das Gebäude nicht mehr benötigt. Engagierte Privatpersonen haben es in Eigeninitiative vor dem Verfall gerettet und zu Einfamilienhäusern umgebaut.

Es sind wieder einige heiße Tage vorhergesagt. Für uns ein Grund nach einem schattigen Übernachtungsplatz zu suchen. Den finden wir in Bertingen auf dem Stellplatz “La PortaTipp. Ein toll renovierter Platz mit einem super Sanitärgebäude, einem Naturschwimmteich, Liegewiese und Outdoor Sportgeräten.

22. Mai 2024: Tangermünde

Den  Morgen verbringen wir am Schwimmteich des Stellplatzes beim Beobachten und Fotografieren der Frösche, die sich am Rand tummeln. Danach ruft unser nächstes Ziel: Tangermünde Top Tipp. Der Wohnmobilstellplatz dort ist schon ziemlich belegt. Am Randstreifen auf der Wiese und unter einem Baum finden wir noch ausreichend Platz – wir stehen hier etwas abseits des Getümmels und vor allem im Schatten. Mit Regenequipment ausgestattet, schwarze Wolken ziehen schon auf, gehen wir Richtung Hafen. Unter dem Dach eines Lagerschuppens ist ein Schwalbennest neben dem anderen! Hier müssen wir stehen bleiben und den Schwalben beim Füttern zuschauen und natürlich auch fotografieren. Weiter an der Elbe  und der Stadtmauer entlang kommen wir ans Elbtor. Ein kräftiger Regen setzt ein. Ganz schnell gehen wir durch das Tor  hoch in die Stadt und finden Unterschlupf im “Crêpe Haus”. Bei Waffeln und Kaffee geht der Regen schnell vorbei.

Die Kaiser- und Hansestadt Tangermünde blickt auf eine 1000-jährige Geschichte zurück. Die Altstadt mit den fast 400 Jahre alten Gebäuden ist vollständig von einer Stadtmauer umschlossen. Auf dem Marktplatz steht das spätgotische Rathaus mit dem auffallenden Giebel. Dahinter ist das Grete-Minde-Denkmal. 1617 wurde Tangermünde durch einen Brand fast vollständig vernichtet. Ein Schuldiger musste jetzt her! Es war aber keiner zu finden! Zwei Jahre nach dem Brand wurde Grete Minde angeklagt und unter Folter zu einem Geständnis gezwungen. Sie endete auf dem Scheiterhaufen. 250 Jahre später schrieb Theodor Fontane eine Novelle über dieses Unrecht.

Wir gehen weiter die ganze Stadtmauer entlang. Vorbei am Neustätter Tor, Schrotturm und Eulenturm. Dann hoch zur Burg mit der schönen Aussicht auf die Elbe und weiter zur Salzkirche. Das ist auch eine Besonderheit der Gegend. Viele Kirchen wurden entweiht, um sie danach als Salzspeicher zu benutzen.

Es gibt noch zwei spezielle Restaurants in Tangermünde: in “Exempels Gaststuben” kann man in einem Klassenzimmer, der Küche, dem Lehrerzimmer, Omas Wohnzimmer oder auch in der Wäschekammer essen. Zu Essen gibt´s so was wie “Käsfuß mit Schuhsohle” oder auch “Tafellappen voll Kreidestaub”. Guten Appetit! Oder man geht in die “Zecherei St. NikolaiTipp, einer über 800 Jahre alten Kirche. Mit Glück findet man einen Platz im Beichtstuhl. Wir entscheiden uns für die “Zecherei” und waren sehr zufrieden!

23. Mai 2024: Nach Arneburg

Tangermünde ist auch die Stadt der besonderen Biere. Die Exempel-Leute brauen das Kuhschwanzbier und schenken es in ihren Gasthäusern aus. In der Zecherei haben wir gestern eine Flasche mit dem passenden Steinkrug dazu erworben. Ein ideales Geschenk für unsere “Gegenschwieger”. Dann gibt es noch “Schulzens Brauerei“. Die besuchen wir heute und kaufen zwei kultige Biere in der 0,75 Liter Bügelflasche.

Nach dem Einkauf geht´s gleich weiter nach Klietz, die dortige Bockwindmühle anschauen.

Bockwindmühlen sind der älteste Windmühlentyp in Europa. Charakteristisch für diesen Mühlentyp ist, dass das gesamte Mühlenhaus auf einem einzigen dicken Pfahl steht. Diese Konstruktion ermöglicht es, die Mühle bei Bedarf in den Wind zu drehen. Die im Jahr 1880 errichtete Klietzer Bockwindmühle leistete über viele Jahrzehnte ihre Arbeit für die Bauern der Region. Am 30 November 1952 drehten sich die Mühlenflügel zum letzten Mal. Zitat: https://www.klietz-am-see.de/klietzer-geschichte/die-bockwindmuehle/

Dann wandern wir um den Klietzer See. Es ist ein idyllischer Weg durch den lichten Wald und über schöne Wiesen. Unterwegs konnten wir viele Libellen, Schmetterlinge, eine Nutria und Eichhörnchen beobachten.

Nach der Seeumrundung fahren wir noch nach Arneburg auf den Stellplatz am Jachthafen Tipp. Wir stehen direkt auf einer großen Wiese an der Elbe, mit 2 anderen Wohnmobilen. Von dort führt eine steile Treppe durch das Eselsloch nach oben in den Ort. Arneburg ist ein 1000 Jahre altes, ganz beschauliches Städtchen. Gässchen mit schönen kleinen Häusern prägen das Ortsbild. Lässt man sich durch den Ort treiben, kommt man auch am zentralen Platz mit dem Fischerbrunnen vorbei. Von dort die Burgstraße entlang erreicht man den Burgberg. Hier oben ist die Aussichtsplattform mit einem grandiosen Blick auf das Elbtal. Nach einem Rundgang über den Burgberg gehen wir wieder hinunter zum Wohnmobil und sitzen gemütlich auf dem Stuhl in der Abendsonne.

Wanderung

24. Mai 2024: Havelberg

Kurz bevor die Havel in die Elbe mündet liegt auf einer Insel die Hansestadt Havelberg. Der Ursprung der Stadt befindet sich auf einem eiszeitlichen Höhenzug. Dort ober steht auch der Dom von Havelberg. Ein wehrhafter Bau, der mehr wie eine Burg als nach einem kirchlichen Gebäude aussieht. Vor dem Dom gibt es eine Aussichtsterrasse. Von hier hat der Besucher den besten Überblick über die Stadt. Nach einem Besuch des Dekanatsgartens gehen wir den Prälatenweg hinunter Richtung Altstadtinsel. Man muss noch den Stadtgraben überqueren und steht in der Altstadt. Es ist ein geruhsames Städtchen mit einigen schönen Häusern, aber auch viel Leerstand in den Seitengasse abseits des Marktplatzes.

Unser Übernachtungsplatz ist auf der Spülinsel auf dem Campingplatz Campinginsel Havelberg  Tipp. Der weitläufige Platz bietet große Stellplätze, viele auch mit Schatten. Einen schönen Biergarten gibt es außerdem. Ponys und freilaufende Hühner sind überall unterwegs. Die Eier, in verschiedenen Farben, sind bei der Rezeption zu kaufen. Wir haben uns für grüne!!! zum Frühstück entschieden.

25. Mai 2024: Storchendorf und Haus der Flüsse

Die Elbauen sind ein Paradies für Störche. In vielen Siedlungen sitzen ein oder mehrere Horste auf den Dächern. Und etliche Dörfer nennen sich auch “Storchendorf”.  Wir sind natürlich gespannt wie solch ein Storchendorf aussieht, kommen wir doch aus einem kleinen Ort mit 54 Horsten, in dem die Störche teilweise als Spaziergänger auf den Straßen und in den Gärten unterwegs sind. Also machen wir uns auf den Weg in das Storchendorf und die Hansestadt Werben. Mit 800 Einwohnern ist es die kleinste Hansestadt. Iwan können wir direkt am Marktplatz abstellen. So haben wir sofort das Rathaus mit dem markanten Giebel im Blick. Schöne kleine Fachwerkhäuser stehen in den Gassen, die meisten mit einem Rosenbusch vor der Tür. Wir kommen an der Salzkirche vorbei, in der eine interessante, von Studenten gestaltete, Fotoausstellung  zu sehen ist.

Dann  suchen wir das Elbtor, der letzte Rest der ehemaligen Stadtmauer mit mehreren Stadttoren. In der St. Johanniskirche sind einige schön beleuchtete Schiffe aus Treibgut ausgestellt. Gegenüber der Kirche ist in der ehemaligen Schule das Café Lämpel Tipp mit sehr gutem Kuchen. Etwas enttäuschend für uns waren die Störche. In der Presse wird Werben als die storchenreichste Stadt Deutschland bezeichnet. Mit den vielleicht 15 Horsten ist das aber dreist übertrieben.

Zurück in Havelberg halten wir am Haus der Flüsse Tipp. In dem Natura 2000 Informationszentrum gibt es eine interessante Ausstellung über die Mittelelbe. Das Außengelände bietet zahlreiche Informationen über Hochwasser, Fische, Vögel, Tiere und Pflanzen an der Mittelelbe. Über eine Brücke gelangt man zur “Petroleuminsel” mit einer Ausichtsplattform. Von hier hat man den besten Blick über die Havel auf die Altstadtinsel.

26. Mai 2024: Wittenberge

Weiter geht die Reise rechtsseitig der Elbe, dem Brandenburger Ufer, bis nach Rühstädt – die europäische Storchenstadt von 1996! Die Storchenpopulation geht hier in den letzten Jahren stark zurück. Von ehemals 39 Horsten sind jetzt noch 29 besetzt. Als Sehenswürdigkeit ist das ehemalige Schloss zu erwähnen, jetzt ein Hotel. Dahinter liegt der verwunschene Schlosspark. Nach einer kleinen Rundtour durchs Dorf gehen wir durch den Park zum Elbdeich. In gebührendem Abstand von der Elbe folgen wir der Deichkrone, bis eine Straße Richtung Dorf abzweigt. Im gut besuchten “Hofcafè & Bistro Zur Alten Mühle” bekommen wir noch die letzten beiden Plätze. Als Stärkung am Nachmittag gibt es Kuchen und Quiche. Danach schauen wir noch am NABU Besucherzentrum vorbei und unterhalten uns länger mit einer Mitarbeiterin.

Nächstes Ziel ist Wittenberge. Über die Industriestadt gibt es unterschiedliche Meinungen. Uns hat es dort gefallen. Beim Schlendern durch die Stadt gibt es viele, schön renovierte Gründerzeithäuser zu bestaunen. Die Landesgartenschau 2027 wird als Schlüsselprojekt für eine nachhaltige Stadtentwicklung genutzt. Erste Ergebnisse sind schon heute zu sehen. Am Bahnhof gibt es den “Historischen LockschuppenTipp, das größte Eisenbahnmuseum Brandenburgs. Leider ist der Schuppen nur am Wochenende geöffnet. Wir stehen vor verschlossenen Türen und können nur einen Blick über den Zaun werfen. An der Elbe gibt es noch die ehemalige Ölmühle mit Brauhaus und Biergarten. In Wittenberge war auch die Firma Singer bis zur Wiedervereinigung ansässig. Für uns ist noch interessant, dass es in der Stadt einige StreetArt Kunstwerke gibt.

Abschluss der Stadtbesichtigung ist an der Elbpromenade mit Apéro im “Goldenen Anker”. Iwan steht nur ein kleines Stück weiter weg am Jachthafen. Die Plätze sind recht eng, zumal wenn die Nachbarn die Markisen herausfahren. Aber man hat einen schönen Blick auf die Elbe.

Wanderung

26. Mai 2024: Lenzen

Zwischen der Löcknitz und dem Rudower See, nicht weit von der Elbe entfernt, liegt Lenzen. Wir steuern dort einen privaten Stellplatz am Ortsrand an. Eine große, leere Wiese mit ein paar kleinen Bäumen. Nebenan gackern die Hühner. Kaum ist Iwan abgestellt,  starten wir mit unserer Erkundungstour. Die Hauptstraße entlang Richtung Löcknitzbrücke. Dann die Löcknitz entlang bis zur Burg, wo heute das BUND Besucherzentrum beheimatet ist. Vor der Burg steht die”Lenzener Narrenfreiheit

Die Figurengruppe spiegelt die Stadtgeschichte um ca. 1653 wider. Der damalige Amtmann Gijsels van Lier schrieb seinem Dienstherren einen Brief, in welchem er die ungeordneten Verhältnisse in Lenzen erwähnte. Allzu Menschliches, aber auch kaum vorstellbare Possen, beschrieb der erst seit 1651 eingestellte Amtmann. Zitat: https://www.amtlenzen.de/seite/630597/sehenswertes-in-der-lenzener-elbtalaue.html

Viel hat sich am menschlichen Verhalten in den letzten 400 Jahren nicht verändert. Dann kommen wir am “Stumpfen Turm” vorbei, ein Relikt der alten Stadtmauer. Lenzen ist nicht gerade mit vielen touristischen Attraktionen gesegnet. Im Dorf gibt es einige besondere Fachwerkhäuser, die meisten aber leider dem Verfall geweiht.

Nach dem Rundgang brechen wir auf zur Umrundung des “Rühstädter Sees“. Eigentlich ein sehr schöner Weg im Wald, immer in der Nähe des Wassers verlaufend. Für uns entwickelte sich die Wanderung zu einem Dauerlauf, der durch kräftige Armbewegungen und “um sich schlagen” begleitet wurde. Die Stechmücken waren einfach zu aufdringlich und in der Überzahl. So schnell sind wir noch nie gelaufen! Zum Glück gab es am anderen Seeende eine lichte Badewiese an einem aufgelassenen Campingplatz. Dort konnten wir eine Verschnaufpause einlegen. Die war dringend nötig, denn auf der zweiten Hälfte des Weges wurden die Viecher noch aufdringlicher. Den schönen Weg konnten wir überhaupt nicht genießen.

Zu allem Unglück hatte auch die Kneipe am See, neben dem Wohnmobilstellplatz, geschlossen. So sind wir im Dorf ins “Restaurant Café am Markt” zum wohl verdienten Abendessen.

In der Nacht wachten wir vom heftigen Regen und Wind auf – zum geöffneten Fenster hatte es hereingeregnet! Aber der Regenguss wurde immer stärker!! Um 2 Uhr in der Nacht haben wir zur Sicherheit Iwan umgeparkt und direkt in die Einfahrt zum Stellplatz gestellt, damit wir, falls die Wiese aufweicht, noch mit eigener Kraft die Straße erreichen können.

War aber alles kein Problem. Die Wiese hat den heftigen Regen einfach weggeschluckt.

Wanderung

 

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