Wetter unverändert: Sturm, Regen, Kälte. Nach den Erfahrungen von gestern sind Stadtbesichtigungen nicht das richtige. So beschließen wir einen Ausflug zur größten Höhle in Italien zu machen: zur Grotte di Castellana. Eine auf Deutsch geführte Tour soll um 16 Uhr starten, es bleibt uns genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Ganz plötzlich zeigt sich aber die Sonne, eine Gelegenheit den vom Campingplatz direkt gegenüber liegenden Strand zu erkunden. Dort gibt es genau parallel zur Küstenstraße einen alten römischen Steinbruch. Die Römer haben dort in Quadern Steine herausgeschlagen und so große, stufenförmige Becken geschaffen. Ein schöner Platz zum Baden, aber nicht bei dieser Brandung heute. Die Wellen brechen sich an den Felsen und die Gischt spritzt weit über den Steinbruch herein.
In der Nähe der Grotte liegt auch Putignano. Da noch etwas Zeit bis zur Besichtigung ist, wollen wir die Sonnenstrahlen für einen Stadtrundgang nutzen. Die Altstadt von Putignano ist ringförmig angelegt. Die schönen Gassen verlaufen in mehreren konzentrischen Kreisen, die durch verwinkelte Stichstraßen verbunden sind. Die Altstadt ist vielleicht unspektakulär, es gibt keine bekannten historischen Gebäude oder Kirchen zu besichtigen, uns hat es aber dort gefallen.
Die Grotte di Castellana besuchen mehr als eine viertel Million Besucher jedes Jahr. Bei unserer Führung waren wir mit dem Guide gerade mal 5 Personen. Die Tour durch den gesamten öffentlich zugänglichen Bereich dauert ca. 90 Minuten und führt durch ewig lange Gänge mit beeindruckenden Gebilden aus Tropfsteinen bis in 70 Metern Tiefe. Dort ist es ungefähr 18 Grad warm, bei einer Luftfeuchtigkeit von fast 100%. Fotografieren ist leider nur in der riesigen Eingangsgrotte mit der offenen Decke gestattet.
Die Höhlen von Castellana wurden zum ersten Mal am 23. Januar 1938 vom Höhlenforscher Franco Anelli, begleitet von Vito Matarrese aus Castellana, erforscht.
In die Grave abgestiegen, entdeckte der Forscher einen Gang, der sich im Dunklen verlor. In dessen Inneres vordringend, fand er nach Kurzem einen zum Teil von Stalaktiten und Stalagmiten verborgenen Durchgang, der ihn zu einer aufregenden Entdeckung führte: eine riesige Höhle, die später die „Höhle der Monumente“ genannt wurde, und die so weitläufig ist, dass der Strahl seiner Lampe nicht ausreichte, die Decke und die Wände auszuleuchten.Aber damit nicht genug der Überraschungen. Nacheinander offenbarten sich den beiden Forschern weitere wundervolle Höhlen und Durchgänge wie der Korridor der Schlange, der Korridor in der Wüste sowie Stalaktiten und Stalagmiten von unglaublicher Schönheit und geologisch-wissenschaftlichem Interesse.
Von der Begeisterung beflügelt ging die Erforschung weiter und die beiden wagten sich Hunderte und Hunderte Meter bis zu 70 Meter tief in den Untergrund.
An einem scheinbar blinden Gang angekommen, wo das Fortkommen anscheinend ein Ende hatte, bemerkte Matarrese ein leichtes Flackern der Karbidleuchte, die er bei seinen Erforschungen verwendete, und vermutete, dass dieses schwache Flackern wohl von einem Luftzug bewirkt wurde, der zu einer weiteren Höhle führen konnte. Dies war die entscheidende Eingebung. Nach kurzem Graben entdeckten die beiden Forscher eine Höhle, die heute zu den weltweit schönsten zählt: die wunderbare Weiße Grotte.
Die Grotte ist atemberaubend und die Bilder auch!