Mit Ellwangen, der Stadt mit dem ältesten Pferdemarkt, und Bad Mergentheim, dem altehrwürdigen Kurort, besuchen wir zwei attraktive Städte mit einer langen Historie.
Ellwangen
Beim Aufwachen merken wir, wie kalt es im Wohnmobil ist. Also fahren wir erst einmal an eine sonnige Parkbucht und frühstücken im Sonnenlicht. Aufgewärmt und mit einer guten Grundlage, um die nächsten Stunden zu überstehen, fahren wir hinein nach Ellwangen. Iwan stellen wir auf dem offiziellen Stellplatz am Schießwasen ab. Ein riesiger Großraumparkplatz, vielleicht etwas laut gelegen, aber nicht sehr weit von der Altstadt. Für einen Stadtbesuch ideal geeignet, für eine Übernachtung mehr eine Notlösung.
Überall in der Stadt stößt man auf die Spuren ihrer geistlichen Vergangenheit. Wer durch die Gassen schlendert, entdeckt Kapellen und Madonnenfiguren, die aus den Nischen der Barockhäuser grüßen. Auf dem Marktplatz dominiert die romanische Basilika St. Vitus, die als Stiftskirche fürs Kloster gebaut wurde. Die Evangelische Stadtkirche steht gleich nebenan und es gibt sogar eine direkte Verbindungstür zwischen beiden – ein Kuriosum in der Kirchenlandschaft. …
Auch die alten Stiftsherrenhäuser in den verwinkelten Gassen der Altstadt erzählen von der Geschichte der Stadt. Heute finden sich darin oft liebevoll eingerichtete Geschäfte. Hier steht der Inhaber noch selbst im Laden und kennt seine Produkte. Service und Beratung werden großgeschrieben: Bei der Kundenfreundlichkeit zählt Ellwangen deutschlandweit zur Spitze, wie Untersuchungen ergeben haben. Über den Wochenmarkt zu spazieren, wo Erzeuger ihre frische Ernte anbieten, ist ebenfalls ein Vergnügen. In einem der Straßencafés kann man bei einer Tasse Kaffee verschnaufen. Stilvoll lässt sich die Stadt außerdem bei einer Fahrt mit der Ellwanger Draschkenlinie erkunden. (Zitat)
Heute am Samstag ist Wochenmarkt. Auf dem Marktplatz vor der Stadtkirche sind Stände aufgebaut. Eine Musiktruppe mit mobiler Bühne spielt Oldies und französische Musik. Die urige Bühne befindet sich in einem Bauwagen, der von einem Trecker gezogen wird. Die Marktbesucher sitzen auf den Bänken und Liegen, die auf dem Platz verteilt sind, und hören der Musik zu. Die Stadt strahlt eine entspannte Atmosphäre aus, trotz der Krawalle, die ein paar Tage zuvor im Flüchtlingsheim stattfanden.
Bei einem Rundgang durch Ellwangen fallen die vielen Pferdeskulpturen auf. In Ellwangen findet seit 1000 Jahren im Januar der “Kalte Markt”, ein traditioneller Pferdemarkt, statt. Zum Jubiläum im Jahr 2000 entstanden bei der Ausstellung “Schwingt die Hufe” 59 Pferdeskulpturen, von denen einige noch heute in der Stadt zu sehen sind.
Leider können wir nicht lange in Ellwangen bleiben, am frühen Nachmittag müssen wir in Heilbronn nach meinem Vater sehen.
Bad Mergentheim
Ausnahmsweise nehmen wir die Autobahn um nach Bad Mergentheim zu kommen. Iwan findet in der Nähe der Therme seinen Ruheplatz. Der Stellplatz befindet sich im hinteren Teil eines Großparkplatzes auf einer ruhig gelegenen, geschotterten Fläche. Eine Übernachtung mit 2 Personen schlägt mit 10,90€ zu Buche; davon sind alleine 6€ für die Kurtaxe enthalten.
Vom Stellplatz ist es nicht weit zum schönen, weitläufigen Kurpark, durch den man gemütlich in die Innenstadt kommt. Bad Mergentheim ist heute noch ein großer, exklusiver Kurort.
Gesicherten Erkenntnissen nach waren die Bittersalzquellen schon in der Bronzezeit bekannt. Durch Naturereignisse wurden die Quellen verschüttet und fielen für 3.000 Jahre der Vergessenheit anheim. Bis ein Schäfer mit seiner Schafsherde eine Entdeckung machte…
Es war am 13. Oktober 1826, als der Schäfer des Johanniterhofes, Franz Gehrig, seine Herde rechts der Tauber weidete. Da bemerkte er, dass sich seine Schafe um eine Sickerstelle drängten. Vorsichtig kostete der Schäfer von dem Wasser – es schmeckte bitter und salzig. Gehrig meldete seinen Fund beim Stadtschultheißen Kober auf dem Rathaus. Dieser besichtigte noch am selben Tag mit Stadträten und dem Oberamtsarzt Christan Friedrich Bauer die Quelle. Sie benachrichtigten das Oberamt und veranlassten die ersten Untersuchungen. Das Gutachten ergab, dass das Wasser mit dem damals schon berühmten Kissinger Wasser vergleichbar sei.
Am 23. Juni 1829 begann die erste Mergentheimer Kursaison. Aus bescheidensten Anfängen heraus entwickelte sich im Laufe der Zeit der Kurbetrieb, der die Stadt mehr und mehr prägte. Zur Hundert-Jahr-Feier der Quellentdeckung erhielt die Stadt am 2. August 1926 das Prädikat “Bad“; von da an lautete ihre amtliche Bezeichnung “Bad Mergentheim“. Der Ausbruch des II. Weltkrieges brachte für den Kurbetrieb einen gewaltigen Rückschlag. Bad Mergentheim wurde Lazarettstadt. Diesem Umstand hat es Bad Mergentheim aber auch zu verdanken, dass es bei den schweren Kämpfen im Taubertal von Beschuss und Fliegerangriffen fast ganz verschont blieb. (Zitat)
Neben dem Kurbetrieb prägte die Anwesenheit des “Deutsch Ordens” das Stadtbild. Kommt man vom Kurpark, betritt man die Stadt über den Hof des großen, befestigten Schlosses des Ordens:
Das ehemalige Deutschordensschloss von Mergentheim war seit 1219 eine Niederlassung des Deutschen Ordens und von 1525 bis 1809 Residenz der Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ordens.
Der Deutsche Orden (“Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem”) wurde 1190 während der Kreuzzüge als Spitalorden vor Akkon im Heiligen Land gegründet. Er entwickelte sich zum Ritterorden. Im 13. Jahrhundert wurde im Gebiet des späteren Ost- und Westpreußen ein mächtiger Deutschordensstaat errichtet. Im 13. Jahrhundert erhielt der Orden großen Besitz im Mittelmeerraum und im Römischen Reich. Auch in Livland breitete der Orden sich aus. 1525 und 1562 büßte er seine Territorien im Ostseeraum ein. Nur Streubesitz im Heiligen Römischen Reich blieb.
Der Deutsche Orden existiert noch heute und wirkt – von Wien aus geleitet – mit seinen drei Instituten (Brüder, Schwestern, Familiaren) im sozial-karitativen Bereich. Seit Napoleon die Existenz des Ordens 1809 in den Rheinbundstaaten beendet hatte, war ein Fortbestand nur noch in der Habsburgermonarchie Österreich möglich. Erst durch die Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Orden wieder in Deutschland ansässig. (Zitat)
Zum Abschluss unseres Stadtrundganges lassen wir es uns im Biergarten des Gasthofs Johanniter gut gehen.