Auf dem Weg zur Elbquelle

Auf dem Weg zur Elbequelle besuchen wir die Römerstadt Weißenburg, besuchen den Basaltkegel in Parkstein und verbringen ein paar Tage im Böhmischen Bäderdreieck mit dem Besuch von Marienbad, Franzensbad und Karlsbad. Über Melnik geht die erste Etappe der Wohnmobiltour zu den Prachauer Felsen und schließlich nach Spindlermühle.

24. April 2024: Vorbereitung mit Hindernissen

Es gibt zwei unangenehme Momente bei einer Wohnmobilreise. Der eine steht am Beginn der Tour und ist angefüllt mit dem Einräumen der Utensilien, Wassertank auffüllen und den Kontrollen, um festzustellen ob alles noch einwandfrei funktioniert. Der andere Moment ist am Ende der Reise, wenn man sich beim Ausräumen wundert, was so alles in ein Wohnmobil passt.

Unsere Vorbereitungen finden ein abruptes Ende, als beim Starten des Motors die Leuchte für die “Motorsteuerung” aufleuchtet. Es ist natürlich schon 14:00 Uhr, aber Iwan muss in die Werkstatt. Die Hoffnung, dass eine schnelle Reparatur möglich ist und wir am nächsten Tag loskommen, ist nicht sehr groß. Ich fahre nach Singen ins Mercedes Service Center. Ein Mitarbeiter wirft gleich einen Blick in den Motorraum und meint nur: “Aha, da hat ein Marder das Kabel vom Temperatursenor durchgebissen.” Zum Glück nichts Schlimmes. Mit mehr Zuversicht fahre ich mit Bus und Bahn zurück nach Hause. Eine Stunde später öffne ich die Wohnungstür und das Telefon klingelt. Am anderen Ende Mercedes. Das Auto sei fertig und ich könnte es abholen. Also wieder mit dem Bus zurück.

Glücklich und um 300€ ärmer stehe ich gegen 17:00 Uhr mit Iwan vor der Haustür und die Einräumaktion kann losgehen. Hier nochmal ganz herzlichen Dank an Mercedes Südsterm Bölle in Singen für den tollen und schnellen Service.

25. April 2024: Ulm

Am Morgen noch den Kühlschrank zu Hause ausräumen und im Womo verstauen, dann kann es losgehen. Auf den wenigen Kilometern vom Bodensee nach Neu-Ulm macht der April seinem Ruf alle Ehre. Wir erleben vier Jahreszeiten: Sonne, Sturm, Regen und ein Schneegestöber darf auch nicht fehlen.

Auf dem Wohnmobilstellplatz in Neu-Ulm gibt es noch einen freien Randplatz mit Blick ins Grüne, sehr schön. Mit Rucksack und Regensachen ausgestattet nehmen wir den Rundweg entlang der Iller und Illerspitze in Angriff. Am Wiblinger Wasserwerk gehen wir aber Richtung Lindenhöhe und dann zum Kuhberg. Ein Streifzug durch das Fischerviertel zum Ulmer Münster beendet den Rundweg. Den besten Blick auf das Ulmer Münster hat man vom Dach der gegenüber liegenden Touristen Information Tipp.

Wanderweg entlang der Iller

26. April 2024: Römer in Weißenburg/Bayern

Beim ersten Kaffee, noch im gemütlichen Bett, ist eine gute Zeit um die Stationen der nächsten Tage zu planen. Dabei stoßen wir auf die alte Römer- und Reichsstadt Weißenburg in Bayern. Das scheint ein interessantes Ziel zu sein.

Weißenburg stellt den Wohnmobilisten am Limes Bad sechs kostenlose Plätze zur Verfügung. Der Platz ist nichts Besonderes, nur eine Ecke auf einem großen, asphaltierten Parkplatz. Er liegt zentral, nicht weit von der Altstadt entfernt. Es ist auch nicht so warm, dass wir Schatten bräuchten.

Vom Stellplatz ist man gleich bei der Stadtmauer und in der sehr schönen Altstadt. Weißenburg ist für uns eine tolle Überraschung. Es gibt viele Ecken und Winkel zu entdecken. Vor allem kann man sich auf die Spuren der Römer begeben: angefangen vom Römermuseum neben der St. Andreas Kirche. Das Römische Kastell Biriciana, mit der Nachbildung des Nordtores gehört zum UNESCO Welterbe Limes. Es wurde um das Jahr 100 errichtet und um 250 von den Alemannen zerstört. Beeindruckend ist die Größe des römischen Militärlagers.

Ein Stück weiter liegt die 1977 entdeckte große Thermenanlage. Sie wurden in den 150 Jahren ihres Bestehens in drei Bauphasen ausgebaut und vergrößert. Auch um 250 war damit Schluss und die Thermen durch die Alemannen zerstört.

Nach so viel römischer Geschichte gingen wir zurück in das Städtchen. Beim Studium der Speisekarten verschiedener Lokale begegneten uns zwei einheimische Damen, die gerade den “Goldenen LöwenTipp ansteuerten. Durch ihre Empfehlung entschlossen wir uns spontan auch einzukehren. Satt und höchst zufrieden mit dem Essen ging es ein paar Stunden später zurück zu Iwan.

27. April 2024: Basaltkegel in Parkstein

Die Wülzburg thront über dem Ort Weißenburg. Oft öffnet sich der Blick im Städtchen nach oben zur Burg. Da müssen wir noch hinauf, bevor es weitergeht zum nächsten Ziel. Die Auffahrt zur Burg ist schmal, am Ende ein kurzes Stück nur einspurig. Oben angekommen hat man von der äußeren Burgmauer einen schönen Blick auf Weißenburg. Die Hohenzollernfestung Wülzburg ist in Form eines Fünfecks gebaut, eine der ersten Burgen mit diesem Grundriss und eine der vier Renaissance-Festungen in Deutschland. Im ersten Weltkrieg wurde die Wülzburg als Kriegsgefangenenlager benutzt und nach dem zweiten Weltkrieg als Flüchtlingslager. Im Burghof befindet sich die Burgschänke mit einem schönen Biergarten.

Leider rechtfertigt es der fehlende Hunger oder Durst nicht, in der Burgschänke einzukehren. So beenden wir die Besichtigung und fahren zum nächsten Ziel, dem Basaltkegel in Parkstein. Der Kegel gehört zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns. Schon Alexander von Humboldt bezeichnete ihn als den schönsten Basaltkegel Europas. Vom Parkplatz am Fuße des Kegels erhebt sich die Wand aus Basaltsäulen 38 Meter in die Höhe. Vor 24 Millionen Jahren bildeten sich die 5-, 6- oder 7-eckigen Säulen. Erdkräfte bogen die Basaltsäulen zu bizzaren Formen.

Iwan parkt am Fuß der steilen Wand und wir gehen über eine steile Treppe bis zum höchsten Punkt des Kegels, auf dem eine kleine Kirche steht. Über den Geopfad, auf dem mehrere Gesteinsexponate liegen, kommen wir nach Parkstein. Dort gibt es noch ein Vulkanmuseum, in dem man einen Vulkanausbruch live miterleben kann. Leider kommen wir pünklich um 17 Uhr dort an, gerade als sich die Museumstüren schließen. Wir sitzen noch einige Zeit im Dorf auf einer Bank und genießen die Abendsonne.

Eine Attraktion gibt es noch, die Felsenkeller. Sie erlauben einen Blick in das Innere des Parksteiner Vulkans. Hier gibt es interessante Gesteinsformationen, die sich durch die enormen Kräfte eines Vulkanausbruchs gebildet haben.

28. April 2024: Ankunft im Tschechischen Bäderdreieck

Heute geht es nach Amerika! Ein See am Rande von Franzensbad im Tschechischen Bäderdreieck. Auf dem Camping Amerika kommen wir eigentlich in der Mittagspause an. Die Rezeption ist trotzdem geöffnet und wir können für die nächste drei Tage einchecken. Wie in Tschechien üblich, besteht der Campingplatz aus einer großen Wiese, auf die man sich nach Lust und Laune stelle kann. Am Rande des Terrains, mit hohen Bäumen, die Schatten spenden, gibt es ein schönes Plätzchen für Iwan.

Die drei Kurorte Franzensbad, Marienbad und Karlsbad gehören zum UNESCO Welterbe der bedeutenden Kurstädte Europas. Františkovy Lázně (Franzensbad) ist die kleinste im Bäderdreieck. Es hat den Charm eines verträumten und etwas vergessenen Kurbades. Die ehemalige Pracht und Triebigkeit ist heute noch spüren. Die alte Kolonnade und die Kurkliniken sind ziemlich in die Jahre gekommen, viele der Glauberquellen schon längere Zeit wegen technischer Defekte geschlossen. Der Bereich um die neue Kolonnade, der Pramen František (Franzensquelle), ist schön herausgeputzt. Dort setzten wir uns auch in ein Café zu Kaffee und Apfelstrudel. Danach gehen wir durch den Kurpark nach Süden, um die kleine, sehenswerten Salingburg zu suchen.

Der Rückweg am See -im Westendpark vorbei, durch den Wald- endet am See Amerika. Direkt am Ufer, nicht weit vom Campingplatz, gibt es ein Restaurant und eine Strandbar. Das Restaurant schließt gerade als wir ankommen, es ist 18:00 Uhr. Gerne nehmen wir mit der Strandbar vorlieb. Setzten uns dort mit unseren Getränken in die Sonne und schauen aufs Wasser.

29. April 2024: Karlsbad

Franzensbad eignet sich für einen Besuch im Bäderdreieck auch wegen der guten Zugverbindungen. Nach Cheb fahren die Züge mehrmals in der Stunde. Von dort kommt man ohne Probleme weiter nach Karlsbad. Eine Stunde dauert die ganze Fahrt. Am besten kauft man die Tickets mit der CD-App der Tschechischen Bahn. Für Senioren ab 65 gibt es 50% Rabatt auf den Fahrpreis.

Karlovy Vary (Karlsbad) ist der größte  Kurort Tschechiens. Das Kurviertel liegt malerisch im Flusstal des Tepl. Für den privaten Autoverkehr ist es gesperrt. Fußgänger können deshalb ungestört die  prächtige Kolonnaden, Hotels und Wohnhäuser bestaunen. Oder aus einer der beliebten Schnabeltassen die Wässerchen aus den vielen Heilquellen probieren. Ganz ungestört allerdings nicht, man muss sich schon durch die Touristenströme aus aller Herren Ländern schlängeln.

Am Bahnhof angekommen geht es den Berg hinunter, über die Eger direkt in das Einkaufsviertel von Karlsbad. Ein Verkaufsschlager ist offensichtlich der “Becherovka”. Hier machen wir uns auf die Suche nach einem Bäcker für Brötchen und Brot. Aber in Tschechien Bäcker zu finden ist nicht so einfach, es gibt nur wenige. Der Brotverkauf findet meist im Supermarkt statt. Aber wir haben Glück und können jetzt mit dem geplanten Rundgang beginnen. Der Weg geht zuerst eine Wohnstraße hinauf in ein Villenviertel,  an der sehenswerten russischen Kirche Peter & Paul vorbei und von dort hinunter an die Tepla.

Wir kommen an der schönen Parkkolonnade (Sadová kolonáda) heraus. Viele Menschen drängen sich mit Schnalbeltassen an den Heilquellen, um ein Pröbchen zu zapfen. Entlang der Tepla auf der Kurpromenade geht es weiter. Wir kommen nur langsam voran. Müssen ständig die tollen Häuser bestaunen, in die alten Kolonnaden abbiegen und natürlich viel fotografieren. So ist es schon Nachmittag, bis wir das kurze Stück bis zum Hotel Pupp geschafft haben. Hier wollen wir unbedingt die Kuchen probieren! Tipp Glück haben wir und bekommen einen Tisch am Fenster. Der Hunger ist so groß, dass wir zur Verwunderung des Kellners gleich drei Kuchen bestellen. Dabei natürlich die bekannte Pupp Torte.

Neben dem Hotel Pupp ist die Station der Standseilbahn, die hinauf zum Aussichtsturm Diana fährt. Von oben führt der Weg an mehreren schönen Aussichtspunkten vorbei und natürlich am Hirschsprung. Unten angekommen ist die Zeit schon sehr fortgeschritten. Wir können nur noch ein kleines Stück die Tepla entlang gehen und müssen dann umkehren.

Besichtugungstour Karlsbad:

30. April 2024: Marienbad

Mariánské Lázně (Marienbad) ist der jüngste böhmische Badeort. Vor 100 Jahren meinte Thomas Alva Edison: “Einen schöneren Kurort gibt es in der ganzen Welt nicht.” Der Glanz einiger prächtigen Häuser von damals ist in einem etwas verwahrlosten Zustand übergegangen. Stückweise werden die Fassaden Stück für Stück wieder hergestellt.

Am Morgen nehmen wir wieder den Zug nach Cheb und steigen dort um in Richtung Marienbad. Vom Zielbahnhof gehen wir die paar Kilometer bis zum Kurviertel. Besser ist es den Bus zu nehmen, der Weg führt durch nicht sehr schöne Wohnviertel und entang viel befahrener Straßen. Oben angekommen liegt der Kurbereich in einer gartenähnlichen Landschaft. Besonders beeindruckend ist die Gusseisenkonstruktion der Kolonnade. Davor ist die Musikfontäne, die normalerweise zu jeder ungeraden Stunde ein durch Musik untermaltes Wasserspiel aufführt. Das Spektakel startet jährlich am 30. April, Leider sind wir zu früh, denn die offizielle Eröffnung findet erst am späteren Abend statt.

Nach unserem Rundgang drängt die Zeit, denn wir wollen rechtzeitig zurück sein, um vor 18:00 Uhr das Restaurant am See Amerika zu serreichen. Das klappt auch. Kurz vor Schluss sitzen wir an einem Tisch im Restaurant Chaloupka u vody Tipp auf der Terrasse am See. Das Essen ist sehr gut. Allerdings ist es noch früh, nachdem alles verzehrt wurde. Wir gehen die wenigen Schritte nach nebenan zur Strandbar auf einen Absacker.

Tipp für den Besuch des Bäderdreiecks

Camping Amerika ist eine gute Basis um die Kurbäder zu besuchen. Mit dem Zug kommt man bequem und günstig überall hin. Hat auch keine Probleme mit der angespannten Parksituation in den Kurbädern. Die Besichtigungen sollte man mit Franzensbad beginnen, dann nach Marienbad gehen und das prächtige Karlsbad zum Schluss besuchen.

01. Mai 2024: In der Unterwelt von Melnik

Heute müssen wir auf dem Weg zur Quelle die Elbe bei Melnik überqueren. Das Autocamp Melnik ist unser Übernachtungsplatz. Am Stadtrand gelegen, ist man schnell in die Altstadt gelaufen. Vorausgesetzt man scheut den etwas steilen Anstiegt nicht. Oben erwartet einen das kleine, schöne Städtchen. Auf dem Marktplatz sind Buden aufgebaut, an denen es etwas zu trinken, zu essen und Schnick-Schnack zu kaufen gibt. Etwas weiter sind die Weinberge, mit einer tollen Sicht auf die Elbe und die Moldaumündung.

In der Touristeninformation am Marktplatz kaufen wir zwei Tickets für eine Führung durch den Melniker Untergrund. Im 13. Jahundert wurden die Stollen angelegt, um Lebensmittel und Wein zu lagern. Am Ende der Gänge liegt ein 54m tiefer Brunnenschacht mit 5m Durchmesser, der aus dem 14. Jahrhundert stammt. Für die Führung erhält man einen Audio Guide.

Wer Lust auf noch mehr Nervenkitzel hat, kann das Beinhaus besuchen. Zugang ist die links vom Kirchenportal liegende kleine Tür. Der Besuch kostet Eintritt. Auch für die Kirchenbesichtigung wird ein Obolus verlangt. Also die richtige Tür nehmen, sonst wird zweimal abkassiert!

02. Mai 2024: Die Prachauer Felsen

Weiter geht es nach Osten bis Jicin. Im Nordwesten der Stadt liegen die Prachauer Felsen, die als Teil des Böhmischen Paradieses zu den UNESCO Biotopen gehören. Schluchten, schlanke Türme und Säulen sind von der ehemaligen Sandsteinebene übrig geblieben. Sie bilden eine bizarre Felsenlandschaft. Ein beliebtes Ziel bei Wanderern und Kletterern. Mehrere, gut ausgeschilderte Wanderwege führen durch das Gebiet. Am Wochenende und in der Urlaubszeit sind viele Leute unterwegs. Oft ist es schwierig, durch die schulterbreiten Durchgänge zu kommen, denn es gibt keine “Einbahnregelung”.

Wir sind über Holín-Prachov zur Felsenstadt gefahren. Die Parksituation ist an gut besuchten Tagen kritisch, gerade für große Wohnmobile. Wir bekamen bei Prachov noch einen Platz vor einer Imbissbude, gerade so passend für Iwan. Aber Parken kostet und der Besuch der Felsenstadt sowieso!

Eigentlich wollten wir noch weiter bis zur Felsenstadt Adrspach. Aber zurück im Iwan kommen Zweifel auf, ob das Sinn macht. Ein langes Wochenende mit noch mehr Besuchern steht an. Für uns war das Gedränge auf den engen Wegen schon fast zu viel! Ein Fotostopp wird dann gleich zu einem Verkehrshindernis und es bildet sich im Nu ein Stau. Eine kurze Recherche über Adrspach ist eine Überraschung: die Tickets dort sind limitiert und für die nächsten 4 Tage komplett ausverkauft!

Dann fahren wir doch einfach gleich zur Spindlermühle. Das Wetter in den nächsten Tage soll für eine Bergtour zur Elbquelle auch ideal sein.

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