Locorotondo und Matera

Den Weg aus Alberobello heraus zu finden ist nicht ganz einfach, viele Straßen sind wegen eines Radrennens zeitweise gesperrt. Nach einigen Umwegen finden wird die schnurgerade Straße, die nach ein paar Kilometern in Locorotondo endet. Rund um Locorotondo sind viele Trulli über die Felder verstreut. In der Stadt dominieren schmale Giebelhäuser mit einem steilen Dach aus aschgrauen Ziegeln das Stadtbild.  Die kleinen Häuschen mit den großen Kaminen stehen dicht an dicht kreisförmig aufgereiht, wie in einer Reihenhaussiedlung. Der Grundriss von Locorotondo ist in konzentrischen Kreisen angeordnet. Locorotondo ist noch sehr ursprünglich und wenig vom Tourismus geprägt. Wir sind sonntags dort und viele Leute sind unterwegs, die meisten im Sonntagsstaat. Die Herren im Anzug, Krawatte, italienische Schuhe; die Damen stöckeln (mehr oder weniger geübt) mit hochhackigen Pumps über das Kopfsteinpflaster. Es macht Spaß sich durch die Gassen treiben zu lassen. Verloren geht man nicht: die im Kreis verlaufenden Straßen enden immer wieder am Ausgangspunkt.

Nach dem obligatorischen Eis, das wir im Park in der Altstadt auf einer Bank sitzend schlecken, fahren wir weiter nach Matera. Matera, die künftige Kulturhauptstadt 2019, ist die Stadt der Höhlenwohnungen, deren Ursprung sich bis in prähistorische Zeiten zurückverfolgen lassen. Die ersten Siedlungsspuren stammen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Matera zählt damit zu einer der ältesten Städten weltweit.

Die aus Tuffstein-Felsen herausgeschlagene Wohnungen wurden im Laufe der Zeit auch durch Anbauten erweitert, und die Höhlen zu einem stark ver­zweig­ten Komplex von unterirdischen Räumlichkeiten ausgebaut. Die Be­hau­sun­gen besitzen ein ausgeklügeltes Brunnen- und Bewäs­serungs­system das seit der Bronzezeit besteht und seine Spuren bis zur heutigen Zeit erhalten konnte. Daraus ist ein Gewirr von kleinen Gassen, Plätzen, Höhlen und Felsenkirchen entstanden. Die Dächer wurden als Böden für die darüber liegenden Woh­nun­gen oder als Pfade ge­nutzt. Die Höhlen dienten oft als Steinbruch um das Ma­terial für den Bau der gegenüberliegenden Vorderfront der ein­zel­nen Woh­nun­gen zu gewinnen. Obwohl die Sassi von Matera ein umfassendes Beispiel von Ver­bin­dung zwischen Mensch und Natur darstellten, wurden sie noch bis zum Zweiten Weltkrieg als unzumutbar betrachtet, denn die Men­schen lebten hier in erbärmlichen hygienischen Ver­hält­nissen. Die Sassi beher­berg­ten bis 1952 ca. 15.000 Einwohner. (Zitat: mein Italien)

Dann begannen in den 50er und 60er Jahren die Umsiedelungen in extra neu geschaffene Wohnblocks mit fließendem Wasseranschluss und Toilette.

Bei Matera treffen zwei Flüsse aufeinander, die sich ihr Bett tief in den Tuffstein gegraben haben. Die Stadt zieht sich die steilen Felsen bis in die Täler hinunter. Bei der Besichtigung überwinden wir einige Höhenmeter und viele, viele Stufen. Zum Übernachten fahren wir auf der Matera gegenüberliegenden Seite der Schlucht und verbringen die Nacht mit einem grandiosen Ausblick auf die Stadt.

« of 2 »

Route

3 Replies to “Locorotondo und Matera”

  1. Margit

    Hallo, wir waren im Oktober mit dem Wohnmobil in Matera, haben da aber nicht übernachtet sondern sind weitergefahren in Richtung Lecce.

    Mich würde interessieren, wo der Stellplatz “auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht” ist, von dem man diesen tollen Blick auf die Stadt hat.

    Ist dies ein “offizieller” Wohnmobilstellplatz oder ein Platz entlang der Straße (auf dem Plan von Matera finden wir ein paar Area Sosta, aber keiner sieht so aus, als ob man über die Stadt blicken kann.

    Viele Grüße
    Margit

    • wspword Post author

      Hallo Margit,
      der Platz an dem wir übernachtet haben ist kein offizieller Stellplatz. Am Ende des Blogs ist eine Karte, wenn Du den Ausschnitt vergrößerst, kannst Du die folgende Beschreibung besser nachvollziehen. Mit Satelittenbild sieht es noch besser aus 🙂

      Man verläßt Matera biegt rechte auf die SS7. Folgt der Straße, nach ca. 2km, geht nach rechts ein Weg zum “Belvedere di Murgia” ab. Die Straße ist schmal, aber gut ausgebaut. Nach ca. 1,5km geht rechts, abwärts eine Zufahr zu einem kleinen Parkplatz ab. Wahrscheinlich steht am Abzweig das Hinweisschild “San Falcione”. Dort ist der gesuchte Platz.

      Eine Weiterfahrt zum Belvedere lohnt sich auch, von dort ist die Sicht auch toll. Dort ist aber übernachten verboten und uns war der Platz auch zu belebt.

      Viele Grüße

      Wolfgang

  2. Margit

    Hallo Wolfgang, vielen Dank für die Antwort, wir waren sicherlich nicht das letzte Mal dort.
    Ich werde mir den Stellplatz abspeichern.
    Wir haben in Matera an einem überdachten Parkdeck geparkt (Via Saragat). Dort gibt reichlich Platz für Wohnmobile bis ca. 3,50 Meter, auch zum übernachten. Zu den Sassis ist es zu Fuß nur 15 Minuten. Vor dem Parkhaus hält auch ein kleiner Bus, der einen dorthin bringt.
    Wenn ich mich recht erinnere, kostete das Parken 0,50 € pro Stunde.
    Wir haben Italiener dort getroffen, die dort übernachteten.
    Von Deinem tollen Übernachtungsplatz haben wir nichts geahnt!

Comments are closed.